16. September 2013

LASS MICH KÜSSEN DEINEN SCHMETTERLING

Hy Averback (USA, 1968)
Hübsch aber etwas belanglos ist dieser alte Averback-Film, ein Filmemacher den (hoffentlich) keiner kennt und der Ende der 60er diesen Peter Sellers-Film auf die Beine gestellt hat. Gegen die damaligen Blake Edwards-Produktionen kann so ein kleines Filmchen sowieso nichts ausrichten, aber jeder Sellers-Fan kann hiermit zumindest seine Sellers-To-do-Liste vervollständigen.
Sellers spielt einen konservativen, jüdischen Rechtsanwalt, hölzern, bürgerlich und steif von Kopf bis Fuß und umgekehrt und der immer im Anzug steckt, was damals noch nicht wirklich cool war. Seine Figur macht jedoch eine vollkommene, geistige und äußerliche Wandlung durch, als er von seiner eigenen Spießigkeit wachgerüttelt wird und zuerst von der eigenen Hochzeit wegläuft, um anschließend durch seinen Hippie-Bruder die attraktive Nancy (Leigh Taylor-Young) kennenzulernen, ebenfalls ein Freigeist und Blumenkind, auf deren zwanglose Lebensart sich der Anwalt erst einmal einlassen muss.
Oder um nicht um den heißen Brei zu reden und das Ganze kurz zusammenzufassen: Spießiger Anwalt lernt Hippie-Mädchen kennen und wird selbst zum Hippie. (Wobei wir Peter Sellers mit komischen, langen Haaren eh schon ein paar Jahre früher als Dr. Fritz Fassbender in „Was gibt’s Neues, Pussy?“ gesehen haben).
Ein solcher Zusammenprall gegensätzlicher Welten fordert ein langsames Herantasten an eine völlig neue Lebenseinstellung und Lebenslage, es werden also alle gängigen Hippie-Klischees ausgepackt, von bunt bemalten Autos, esoterisch angehauchten Gesprächen, überfüllten Wohnungen und den obligatorischen Haschplätzchen, die von falschen Leuten gegessen werden. Glücklicherweise stürzt sich der Film auf all diese Dinge tatsächlich zur Blütezeit der Flower Power-Bewegung. Er hat also das Privileg, wirklich damals entstand und von Authentizität umhüllt zu sein und ist dadurch kein abgewetztes Hippie-Revival der heutigen Zeit. Peter Sellers wird es irgendwann eh wieder zu viel in dieser quietschbunten, chaotisch Welt und er bleibt der ewig Suchende, der am Ende bloß aus gesellschaftlichen Zwängen ausbrechen möchte.

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