29. Juni 2013

NÄCHSTE STATION, GREENWICH VILLAGE

Paul Mazursky  (USA, 1976)
Mazurksy gehörte zwar auch zum New Hollywood und dann wieder doch nicht, oder wurde einfach viel weniger wahrgenommen als Scorsese, Penn, Schlesinger, Friedkin, und wie sie alle heißen. Dabei ist sein Greenwich Village-Film doch wirklich schön geraten und kann sich ohne Scham zwischen den Werken seiner Kollegen einreihen. Später gab es von ihm auch noch den wirklich guten "Der Sturm" mit John Cassavetes und Gena Rowlands; alleine diese Namen genügen schon, um als Regisseur beachtet zu werden.
Zurück zum Thema: Der junge Larry (Lenny Baker) wird zunächst mit gepacktem Koffer, in der engen Wohnung seiner Eltern gezeigt und man versteht ihn dann auch gleich, warum er diesen Ort schleunigst verlassen will, wenn uns der Regisseur in den ersten Filmminuten die Verhältnisse offenlegt. Larry steckt tief in den Fängen seiner Übermutter (Shelley Winters, ausgegraben und auf Vordermann gebracht) der Typ Frau, die sich überall einmischt, die immer das beste für ihren Sohn will, ihn aber mit ihrer übertriebenen Fürsorge und krankhafter Kontrolle völlig erdrückt. Larry geht also weg, der Vater steht bloß stumm und verschüchtert im Schatten seiner Ehefrau und wünscht seinem Sohn alles Beste.
Für den Jungen geht es nach Greenwich Village, wo das Leben pulsiert und wo das Herz in der kreativen Luft wieder zu schlagen beginnt. Larry träumt vom Schauspielern, fügt sich sofort in die New Yorker Bohème ein, geht zum Schauspielunterricht und lernt was Leben und Lieben heißt.
Das frühere Leben holt ihn aber immer wieder ein, so bald seine Eltern aus Brooklyn angereist kommen und er sich in amüsanten Situationen mit seiner tonangebenden Mutter herumplagen muss.
Mazursky geht es aber nicht nur um Generationskonflikte und Ödipus-Komplexe; er zeichnen vor allem ein beängstigendes Porträt der jungen, wilden und träumenden Leute, die sich als Künstler fühlen, auch so zu leben versuchen, aber oft daran scheitern, weil sie sich in Posen schmeißen und ihre Probleme und Selbstzweifel hinter Fassaden aus Phrasen und Künstler-Attitüden verstecken. Manche haben Glück, wie Larry, und werden zu Stars, andere begehen Selbstmord, oder verkriechen sich unter der Bettdecke.
In diesem Film geschieht das aber immer noch mit viel Selbstironie und genügend Humor, denn Larrys ewiger Zynismus belächelt stets diese Welt, oder diese selbstgewählte Lebensweise, die man nehmen muss wie sie nun mal ist, und man kann nur schmunzelnd und mit zugekniffenem Auge gegen sie ankämpfen. Albernheit soll aber auch eine amerikanische Krankheit sein, wie es Larrys Schauspiellehrer kommentiert, um seinem Schüler den Unfug aus dem Leib zu prügeln. Das Gleichgewicht zu finden bleibt die eigentliche Kunst und vielleicht verhilft es Larry am Ende doch zum Ruhm.
Auf seinen Wegen, die durch Greenwich Village führen, begegnet unser Held übrigens auch dem jungen Jeff Goldblum und ein noch jüngerer Christopher Walken ist auch stets an seiner Seite. Solche prominenten Begegnungen machen den Film noch reizvoller.

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