16. Juni 2013

GOTO, INSEL DER LIEBE

Walerian Borowczyk  (Frankreich, 1969)
Für reichlich Verwirrung sorgt Borowczyk mit seinem Erstlingswerk, das er auf französischem Boden Ende der 60er Jahre produzieren durfte. Davor machte sich der gebürtige Pole bereits in seiner Heimat einen Namen als begnadeter Trickfilmer.
Die Neigung zur absurd-spielerischen Bildsprache blieb erhalten und so ist sein „Goto“ mit Sicherheit sein Bindestück zwischen den beiden Medien und vielleicht auch nicht mehr als ein Test-Territorium, wo er seine ersten Gehversuche im Realfilm wagen konnte.
Goto ist eine Insel mitten im Nirgendwo, wo seit dem 19. Jahrhundert die Zeit stehengeblieben zu sein scheint und die gleichnamigen Herrscher, Goto I-III regieren bzw. regiert haben, was man bereits den Schulkindern vorbildlich eintrichtern will, weil sie im Klassenraum alle drei Gotos auf einem einzigen Portrait bewundern dürfen. Je nach Blickwinkel ändert sich nämlich das Bild; eine optische Spielerei, die einen kontinuierlichen Platzwechsel der Schüler fordert.
So fängt der Film mit einer starken, symbolischen Szene an, verläuft sich dann aber zunehmend in einer grotesk-phantastischen Abfolge von Szenen und Bildern. Der Augenmerk liegt dann auf der Figur des Gronzo, der auf die Frau des Goto III ein Auge geworfen hat, wie er dann zum Fliegentöter, Schuhputzer und Hundehüter wird und schließlich den sadistischen Goto umbringt.
Diese bizarre Schwarzweiß-Welt aus Felsen, Wasser und archaischem Schmutz ist zwar schön anzusehen und sie schwebt atmosphärisch viel mehr im osteuropäischen Film als in Frankreichs gepflegt schnittiger Filmästhetik, doch freut man sich, dass Borowczyk diese verschrobene Kunstkino-Ecke, doch noch für seine späteren so herrlich skandalösen Filme wie „Die unmoralischen Geschichten“ oder „Das Biest“ und deren zugänglichere Lesbarkeit, verlassen konnte.

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