19. Juni 2013

RIO DAS MORTES

Rainer Werner Fassbinder  (Deutschland, 1970)
Dieser irrsinnige Blödsinn, der aber eigentlich ganz witzig geraten ist, stammt tatsächlich auch von Fassbinder.
Michel (Michael König), Fliesenleger von Beruf und sein schwarzer Freund Günther (Günther Kaufmann) sind im Besitz einer peruanischen Schatzkarte und träumen beide davon, nach Südamerika auszuwandern, um nach den verborgenen Reichtümern zu suchen. Das grundlegende Problem, sind allerdings die fehlenden finanziellen Mittel, um Deutschland überhaupt verlassen zu können. Mit jedem weiteren Versuch, an das nötige und sorgfältig durchgerechnete Geld heranzukommen, scheinen sich die beiden von ihrem Traum immer weiter zu entfernen und selbst die Frauen in diesem Film, vor allem Hanna (Schygulla), schütteln nur noch ratlos den Kopf und würden Michel und Günther am liebsten von ihren Plänen abbringen.
Die naive Vorgehensweise der beiden Freunde führt zu amüsanten Situationen, wenn etwa Michel plötzlich sein Auto verkauft, Günther wegen Sparmaßnahmen auf seine eigene Wohnung verzichtet, oder beide bei Hannas Onkel (der im Außenhandel tätig ist) anklopfen und ihm eine völlig dilettantisch zusammengereimte  Rentabilitätsberechnung zum Baumwollanbau in Peru vorlegen. 
Dass uns Fassbinder in den knappen 90 Minuten keine tropisch-bunten Dschungelabenteuer bieten wird, sondern brav mit seinen Figuren im kargen München bleibt, wo sie bloß fliesenlegend und in der Kneipe sitzend ihren Träumen nachgehen können, ist mehr als sonnenklar.
Als der Regisseur dann überraschenderweise die Figur einer Mäzenin hineinschmuggelt, die ein offenes Ohr für solche Spinnereien hat, sieht es plötzlich doch ganz anders aus und wie aus dem Nichts zaubert uns Fassbinder hier seinen angeblich einzigen Film, mit einem zumindest angedeuteten Happy-End. Es lohnt sich doch zu träumen, überall und jeder Zeit.
Und in einer Kneipenszene tanzen Fassbinder und Schygulla kurz zu „Jailhouse Rock“, während die zwei Möchtegern-Konquistadoren von Freiheit und Leben schwärmen.

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