27. Juni 2013

FUNNY GAMES U.S.

Micheal Haneke  (USA, Großbritannien, Österreich, 2007)
10 Jahre nach seiner österreichischen Erst-Version drehte Haneke seinen Film noch einmal, als eine Art geschliffene und polierte 1:1-Kopie. Dieses Mal mit internationaler Starbesetzung; man kann es jedoch nicht wirklich als US-Version bezeichnen, wenn alleine schon das Protagonisten Ehe-Paar aus einer Australierin (Noami Watts) und einem Engländer (Tim Roth) besteht, aber das ist auch völlig egal, denn sie machen ihren Job ganz ordentlich und lassen sich von den zwei Jugendlichen und ihrem Regisseur originalgetreu knechten, bis der Angstschweiß, Blut und Erbrochenes aus allen Poren austreten.
Der Film wurde bereits vor Jahren im Wiesbadener Caligari-Kino gesichtet und langweilte beinahe schon an mehreren Stellen, aber vielleicht auch nur, weil die Originalfassung kurz davor schon konsumiert wurde und einfach noch viel zu präsent war.
Die Thematik von "Funny Games", (egal welche Variante), oder das, was Haneke daraus gemacht hat, ist nicht nur die legendäre "harte Kost", wie man diese Redewendung so gerne abnutzt, sondern ein Nerven-Zerrer par excellence, bei dem ohne große Effekthascherei der Zuschauer psychisch herausgefordert wird.
Wiederholen wir ruhig nochmal kurz den Plot: Ann (Watts), George (Roth) und ihr kleiner Sohn geraten hier im eigenen Ferienhaus in die Fängen von zwei Jugendlichen (Michael Pitt und Brady Corbet), die sich zunächst als brave Nachbarsjungen ausgeben, beim Gelangen ins Haus und Zuschließen der Tür jedoch eine andere Seite von sich präsentieren. Ob die Masken nun fallen, oder eher aufgesetzt werden, darf der Zuschauer selbst entscheiden, jedenfalls schaffen es die beiden, die Familie zu überwältigen, gefangen zu halten und einem albtraumhaften Psychoterror auszusetzen. Die Funny Games sind damit eröffnet, es geht nur noch darum, auf welche Art die "Gefangenen" sterben sollen und in welcher Reihenfolge.
Haneke erzählt also exakt das Gleiche und auf die gleiche Art, wie schon zuvor, fädelt bloß einige neue Akzente ein, die eine Neuverfilmung wenigstens halbwegs rechtfertigen. Er lässt Michael Pitt einige Male in die Kamera blicken und den Zuschauer ansprechen, oder eine drastische Gewaltszene wieder zurückspulen und doch anders ausgehen lassen. Der Regisseur spielt deutlich mehr mit uns Zuschauern als damals vor 10 Jahren, doch was nützt all der provozierende Ärger, wenn die österreichische Version in ihrer ungeschliffenen, beinahe semi-dokumentarischen Art doch viel ausdrucksstärker war.
Man fragt sich also: wozu? Ob Haneke genauso wie seine beiden Übeltäter bloß gelangweilt ein lustiges Spiel spielen wollte? Und wo will sich die US-Version positionieren? Immer noch zwischen Gesellschaftskritik und Charakterstudie, oder legt man sie in die Theke zu den anderen unterhaltsamen Horror/Thriller-Schinken? Lassen wir mal am Ende diesen Genre-Zweifel mit den restlichen Fragen stehen.

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