3. Januar 2012

Werner Herzog - Frühe Jahre

Schön, was da in der hässlichen Schachtel drinsteckt. Da Herzog kürzlich mit seinem Höhlen-Film um viel Aufsehen als Dokumentarfilmer sorgte, sind es vor allem die den Hauptfilmen angehängten Dokumentarfilme, die neugierig machen. Schnell merkte ich jedoch, dass mir bis auf "Stroszek" und "Kaspar Hauser" auch seine restlichen Hauptfilme der so genannten frühen Jahre unbekannt waren. Zu großem Bedauern denn allein "Auch Zwerge haben klein angefangen" ist ein Wahnsinnsfilm und ein provokantes Tänzchen mit verschiedenen Tabubrüchen, originell erzählt und wunderbar fotografiert.
"Fata Morgana" wirkt hingegen wie ein pseudo-ambitioniertes Etwas, lässt aber zusammen mit dem Zwergenfilm aber auch dem gelungenen Erstlingswerk "Lebenszeichen" zumindest Herzogs Leidenschaft (oder Einfluss) italienischer Filme erahnen. Da schnuppert man auf einmal die gleiche Luft, die auch in Pasolinis Filmen weht: diese reportagenartig inszenierten Geschichten in kargen Wüstenland-Locations angesiedelt. Herzog packt noch im Zwergenfilm afrikanische Gesänge drauf (ähnlich wie in Pasolinis Matthäus-Film) und die Illusion wird perfekt. Seinen "Kaspar Hauser" gleich auch noch aufgefrischt. Schönes Pendant zu Truffauts "Wolfsjunge", weil Herzog den pädagogischen Wert über die charikaturhafte Art seiner Hauptfigur noch in andere symbolische Sphären treibt. Schade nur, wie sehr diese Figur durch den gleichen Darsteller dem späteren Stroszek ähnelt. 
Die angefügten dokumentarischen Kurzfilme und Herzog-Portraits runden dieses Œuvre dann endgültig ab. Egal welches Thema er anfasst, ob die ärztliche Versorgung Afrikas, den Skispringer Walter Steiner, einen Kauderwelsch-Labernden Mario Adorf in „Maßnahmen gegen Fanatiker“: Die Filme gewinnen zusätzlich an Reiz durch Herzogs überzogene und damit unfreiwillig-komische Art zu kommentieren, als würde es bei jedem Thema um Leben und Tod gehen. So bunt die Themenvielfalt auch sein mag: ergänz durch die Aufnahmen von diversen Drehsets, das ewige Duell mit der Kinski-Bestie und sonstige Verrücktheiten, bleibt es am Ende immer Werner Herzog selbst, der in dieser Box portraitiert wird. Denn was er selbst ist, sind seine Filme, wie er ja eh selbst behauptet. Wunderbar.

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