18. Januar 2012

DIE HANDSCHRIFT VON SARAGOSSA

Wojciech Has (Polen, 1964)
Warum dieser große Klassiker des polnischen Kinos, dem ich erst jetzt meine Aufmerksamkeit geschenkt habe, von so vielen internationalen Regie-Kollegen angehimmelt wird (Buñuel und von Trier, bis hinzu Scorsese, Coppola und Jerry Garcia, die sogar eine Restaurierung des Films finanziert haben), bleibt etwas schleierhaft. Denn trotz der dichten Inszenierung und der raffinierten, schwindelerregenden Erzählweise, die dermaßen ineinander verschachtelt ist, dass man als Zuschauer irgendwann in einem dichten Urwald zu sitzen scheint, ist der Film für sein nicht ganz so prähistorisches Entstehungsjahr mittlerweile ein recht alter Stiefel.
Streckenweise fühlt man sich wirklich ein bisschen wie im "siebenten Siegel", wenn die Figuren durch die karge Landschaft herumirren und sich mit allerlei Dämonischem herum plagen müssen. Später schwappt das ganze zu einem leichtfüßig-albernen Kostüm-Lustspiel über, bei dem eine Anekdote in die nächste übergreift. Optisch hinkt der Film jedoch seiner Entstehungszeit hinterher, weil er mit seiner Art von Kostümierung, Fotografie und Ausleuchtung genauso gut aus den frühen 50ern stammen könnte, wenn nicht sogar noch von früher.
"Saragossa" ist vor allem ein großes Star-Kino, des damaligen Polen, auch wenn manche der Darsteller, vordergründig Zbigniew Cybulski (in der Titelrolle als Offizier Alfons van Worden) in der napoleonischen Zeit etwas deplatziert und komisch wirken, wenn man sie sonst von völlig anderen Rollen kennt.
Wojciech Has' Saragossa-Verfilmung ist wie eine filigran verzierte Pralinenschachtel (in Schwarzweiß!), bei der man zwischen den edlen Verpackungsschichten stets neuen Süßkram findet und die Angst droht, sich vollkommen zu übersättigen.

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