12. Januar 2012

CHINATOWN

Roman Polanski (USA, 1974)
Polanskis "Chinatown" war mir lange Zeit recht unsympathisch, nachdem ich Syd Fields "Grundlagen zum Drehbuchschreiben" gelesen habe; angeblich die Bibel aller Drehbuch-Bücher. Ausschlaggebend dafür war aber nicht etwa Fields Kritik an dem Film, sondern ganz im Gegenteil seine aufdringliche Vergötterung von Polanskis Werk, speziell, was das Drehbuch angeht.
Es kommt einem vor, als würde er den Stoff beinahe auf jeder Seite zelebrieren und es unentwegt als bestes Beispiel anfügen, welches perfekt in das klassische Paradigma eines Drehbuchs hineinpasst. Laut Field gibt es keinen zweiten Film, bei dem die Plotpoints so perfekt an den richtigen Stellen sitzen und vom Anfangsteil, über den Mittelteil zum Schlussteil führen.
Das mag ja auch sein, und vielleicht gewinnt der Film unter anderem dadurch an Qualität, weil er dem eine vollkommen ausgeglichene Erzählweise zu verdanken hat. Doch dieses (amerikanische) Muster kann niemals zu einer Einheitsregel ernannt werden, denn wo bliebe dann das europäische Kino, welches sich nur schwer in ein vorgegebenes Erzähl-Schema hineinzwängen lässt?
Aber zum Film selbst: Glücklicherweise ist viel Zeit vergangen, Syd Field vergammelt irgendwo aufm Bücherregal; dafür wurde Polanskis Film von der Staubschicht befreit und er glänz mehr denn je.
Der junge Nicholson als Schnüffler, der ironischerweise seine neugierige Nase von Polanski selbst in seinem kurzen Cameo-Auftritt aufgeschlitzt bekommt, ist ja schon Grund genug, um diesen Film zu lieben. Das weibliche Pendant bildet Faye Dunaway als undurchsichtige Femme Fatale mit dunklen Geheimnissen und noch dunkleren Augen, in denen sich Nicholson irgendwann schließlich verliert. Ähnlich kühl, attraktiv und stilvoll wie schon zuvor als Bonnie Parker.
Recht verworren ist das Ganze ja immer noch, aber das war der Film Noir als Genre ja schon immer, vor dem sich der Regisseur hier ganz tief verbeugt. Großes Kino. Und das weiß man auch ohne Syd Field.

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