17. Januar 2012

PJ20

Cameron Crowe (USA, 2011)
In Zeiten einer sich stets wandelnder Musikszene (also immer) wirken die 90er Seattle-Bands heutzutage wie prähistorische Höhlenmenschen. Vor allem in ihrer Anfangszeit, die von Ziellosigkeit, Stilunsicherheit und einem oft besorgniserregenden Musikgeschmack/Einfluss geprägt sind, wirken Bands wie Mother Love Bone, Alice in Chains, aber selbst Pearl jam in ihrer Frühphase wie alberne Clowns. Der Dresscode war oft noch an Hair-Metal-Bands angelehnt; es gehörte wohl dazu, wie der letzte Depp auszusehen, wenn man in einer Seattle-Band spielen wollte.
Von Zeitlosigkeit kann also bei "Grunge" (was auch immer das sein mochte) schwer die Rede sein.
Wenn man jedoch als Pearl Jam-Fan der ersten Stunde Cameron Crowes Film sieht, betrachtet man das alles mit einer sentimentalen Träne, weil man sich an all diese Leute, Live-Mitschnitte und Mtv-Schnippsel zurückerinnert, mit denen man damals heranwuchs.
Als 1994 Cobain die Schrottflinte abfeuerte, bedeutete das eine Kehrtwende und ein überwiegendes Ende für diese Bewegung. Viele anderen schmissen ihre Flinte lieber ins Korn und von den Vorreitern blieben Pearl Jam übrig, reiften und entwickelten sich weiter und standen irgendwann vor ihrem 20. Jubiläum, dem wir die Existenz von Cameron Crowes Film zu verdanken haben.
Crowe erzählt chronologisch alles, was die Band um Vedder & Co. prägte, zeigt aktuelle Interviews und plündert Archive mit Szenen der letzten 20 Jahre. Wir sehen ein öfter wechselndes Line-Up (das Drummer-Problem), Pearl Jams legendäres Duell mit Ticketmaster, die Kollaboration mit Onkel Neil Young, den Rückzug aus den Medien, aber vor allem 5 Typen, die gerne Musik machen.
Sie haben viel hinter sich, doch am Ende bleibt die Frage, wie lange diese Geschichte noch in Zukunft erzählt werden kann, denn altbewährtes Handwerk rotiert irgendwann nur noch risikoscheu im Kreis.

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