2. Dezember 2013

THE NEW WORLD

Terrence Malick  (USA, 2005)
Malicks Gesamtwerk ist bekanntlich überschaubar; als jahrzehntelanger Faulpelz unter den Regisseuren (zumindest was Quantität angeht), schraubt er die Erwartungen entsprechend hoch, aber mag man von seinem Gesamtwerk halten was man will; eine eigene Handschrift hat er während dieser ewig langen Zeit dennoch entwickeln können.
In seiner Pocahontas-Version mit Colin Farrell und Christian Bale, die im 17. Jahrhundert als britische Kolonisten Nordamerika erforschen und dabei ihre Herzen an der Prinzessin der Powhatan-Indianer verlieren, umhüllt Malick abermals alles mit seinem typischen poetischen Schleier. Es ist die über-sensible Bildsprache, der markante Schnitt, die schwebende Kamera, die Detailverliebtheit und die Überhöhung der Bilder durch weitgehenden Dialog-Verzicht zugunsten einer lyrischen Off-Stimme. Der bombastische Soundtrack von James Horner und Wagners „Rheingold“ ergänzen diesen Überschwang, bis Malick beinahe himmlische Sphären zu erreichen droht. Man kann das auch Kitsch nennen. Ethno-Kitsch passt auch, vor allem da der Regisseur hier mit den kaum zu bewältigenden Ureinwohner-Klischees zu hadern hat. Die neue Welt ist eben noch viel zu "neu", als dass man auf die Problematik des Aufeinanderprallen dieser beiden Kulturen verzichten könnte. Der Augenmerk liegt dennoch auf der Liebesgeschichte, doch Malick darf bloß andeuten und die beiden Liebenden lustig und verträumt in der Landschaft umherspazieren lassen, weil seine Hauptdarstellerin (Q’Orianka Kilcher) zu dem Zeitpunkt erst 14 Jahre alt war und jede unmittelbare Annäherung an Farrell (und später an Bale) inakzeptabel wäre.
Interessant wird der Film eigentlich erst, wenn die Indianer-Prinzessin schließlich dem alten Europa einen Besuch abstattet; eine Kultur-Kollision, die man so nicht häufig zu sehen bekommt, weil der Film-Europäer sonst eher im Dschungel umherirrt, als dass ein Ureinwohner ehrfürchtig zu der völlig fremdartig und abstrakt wirkenden Architektur europäischer Großstädte emporblicken darf.
Mit Abstand schwächster Malick-Film, obwohl ihm diesen Titel noch sein neuster „To the Wonder“ streitig machen könnte.

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