15. Dezember 2013

SCHATTEN IM PARADIES

Aki Kaurismäki  (Finnland, 1986)
Die Kaurismäki-Phase sei mit dem ersten Teil der Proletarischen Trilogie eröffnet; "Schatten im Paradies" nennt sich der erste Film und packt das (finnische) Leben direkt an der Wurzel: Der Arbeitsalltag des Müllwagenfahrers Nikander (Matti Pellonpää) wird uns erstmal in der vollkommenen Monotonie (oder auch Poesie) dieser Tätigkeit nähergebracht. Man merkt schnell, dass da eine Frau fehlt, die den Schnauzbart-Träger etwas aufmuntern könnte, sofern das in einem Kaurismäki-Film überhaupt möglich ist. Und die Frau kommt auch bald als Supermarktkassiererin Ilona (Kati Outinen). Die beiden gehen miteinander aus, treffen sich immer häufiger, ziehen zusammen und verlieben sich vielleicht sogar ineinander; so genau weiß man das nicht, weil Kaurismäki seine Figuren lieber zu Eisblöcken erstarren lässt, als sie mit sichtbaren Gefühlen auszustatten.
In stilisierter Kühle und trockenem Humor erzählt uns der Finne von zwei völlig gewöhnlichen Menschen, mit völlig gewöhnlichen Jobs, die dennoch ihre eigenen Träume haben, auch wenn sie diese nicht mit vielen Worten äußern. Und "schön" wird es hier manchmal auch, wenn etwa der verdutzte Nikander eines Tages in seinem Müllwagen unter all dem Abfall eine Schallplatte finden und sie nach Hause mitnimmt. Alter Delta-Blues lässt die Wohnungswände erzittern, der ohnehin schon einen großen Teil des Film bestens kontrapunktiert.

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