5. Dezember 2013

BARABBAS

Richard Fleischer  (Italien, USA, 1962)
In der Blütezeit diverser Jesus-Filme, den Messias bloß als Nebenhandlung anzulegen, um ihn aus der Perspektive des Diebes Barabbas zu beleuchten, ist immerhin ein interessantes Wagnis. Wir erinnern uns: Barabbas, jener Raufbold, der sich vor allem dadurch einen Namen machte, weil er als Gefangener in Jerusalem von Statthalter Pontius Pilatus begnadigt wurde und an seiner Stelle Jesus zum Tode verurteilt wurde.
Barabbas (Anthony Quinn) wird jedoch als freier Mann schnell rückfällig, kann aber laut Gesetz nicht erneut zum Tode verurteilt werden und landet als Zwangsarbeiter in einer abgelegenen Silbermiene. An diesem tristen, an die Hölle selbst erinnernden Ort regiert die Dunkelheit und eine Menge Staub, der stets aufgewirbelt wird, in die Augen eindringt und die Arbeiter nach und nach erblinden lässt. Schlechte Aussichten also. Die Lage ist  hoffnungslos, die unterirdischen Gänge beklemmend und das Sonnenlicht ist bloß noch ein Phänomen aus längst vergangenen Tagen.
Doch Barabbas ist ein antiker Superheld und übersteht während des jahrelangen Aufenthalts auch diesen Ort, selbst als die gesamte Grube schließlich einstürzt und alle anderen Arbeiter unter sich begräbt.
Es folgt die Zeit seiner Ausbildung zum Gladiator, wo Jack Palance als unbezwingbarer Gladiator-Superstar den ehrfürchtigen Bestimmer markiert, doch mit ein bisschen Grips kann Barabbas sogar diesen aufgeplusterten, starken Gegner später in der Arena besiegen und sich unter Jubel der Menge die Freiheit erkämpfen. Jesus selbst, den man zwar aus dem Augenwinkel verliert, spielt weiterhin eine entscheidende Rolle, nämlich als ewig schützender Geist über dem ungläubigen Barabbas. Dieser vermag sich erst dann auf die Seite der Christen zu stellen, als Nero ganz Rom in lodernden Flammen untergehen lässt.
Das ist ein aufwändiges Kino im XXL-Format, erstaunlich opulent in seiner Inszenierung und seinen unzählbaren Komparsen, altmodisch, weitschweifig, aufgeblasen und gedehnt, aber dennoch nicht unspannend, wenn etwa Quinn und Palance ein Duell der Superlative abgeben, dass sogar die Filmmusik verstummt. Dieser heroische Unterhaltungsfaktor um einen beinahe unzerstörbaren Helden, hätte trotzdem noch ein wenig mehr Platz für Barabbas religiöse Zweifel schaffen können. Aber die Zeit war ja auch noch nicht reif für ausgiebige Charakterstudien.

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