15. Dezember 2013

ARIEL

Aki Kaurismäki  (Finnland, 1988)
Nächster Teil der Proletarier-Saga; mit gleicher Lakonie und bibbernder Kälte erzählt, dennoch eine eigenständige Geschichte, die mit Müllmännern nichts mehr zu tun hat.
Ein Bergwerk wird geschlossen, weswegen Taisto (Turo Pajala) seinen Job verliert. Sein Vater, der dort ebenfalls gearbeitet hat, überlässt seinem Sohn das Auto und beendet daraufhin sein Leben mit einem Pistolenschuss, den wir aus dem Nebenraum vernehmen.
Weil Taisto keine Perspektive hat, dafür aber ein schnelles Auto, könnte man nun denken, uns erwartet ein reißerischer Roadmovie, mit prächtigem, finnischen Panorama und holprigen Seitenwegen und den üblichen Pannen. Für eine kurze Zeit kann man dieser Illusion getrost treu bleiben, wenn unser Held in dem Cabrio mit offenem Verdeck durch die winterliche Landschaft flitzt. Doch schon bald kommt er in Helsinki an, findet zwar keinen Job, dafür aber die große Liebe in der alleinerziehenden Irmeli (Susanna Haavisto) und landet dummerweise wegen einer Schlägerei im Gefängnis.
Kaurismäki soll unter anderem Robert Bresson-Fan sein; das macht sich in der engen Zelle bemerkbar, wenn Taisto mit seinem Zellengenossen Mikkonen (Matti Pellonpää) einen Ausbruch durchführt, in dem alle vorhandenen, nutzbaren Gegenstände ihre Rolle spielen. Wir erinnern uns an „Ein zu Tode verurteilter ist entflohen“ des französischen Realisten und schmunzeln nicht weniger über die Schlussszene von „Ariel“, wo für unseren Helden überraschenderweise alles gut ausgeht und er mit seiner Freundin & Komplizin eine Fähre ins Unbekannte nimmt. Ähnliche Schlussbilder, wie in Godards „Außenseiterbande“, aber auch Karusimäkis „Schatten im Paradies“.
Der Film ist wieder mal trocken wie altes Brot. Es gibt hier nicht nur jede Menge Unausgesprochenes, sondern auch die wunderbare Szene des tollpatschigsten Banküberfalls in der Filmgeschichte, in der beinahe nichts passiert und deren Komik aus dem Ungezeigten heraus entsteht, weil die Kamera lieber draußen bleibt. Bei Kaurismäki darf man eben vieles selbst ergänzen.

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