10. Dezember 2013

LIEBEN SIE BRAHMS?

Anatole Litvak  (USA, Frankreich, 1961)
Litvaks Film heißt im Original ein bisschen anders („Goodbye Again“), doch man muss zugeben, dass der deutsche Titel ausnahmsweise nichts falsch machen kann, wenn er auf F. Sagans Roman „Aimez-vous Brahms“ beruht. Er klammert sich schließlich so schön an eine konkrete Szene, als Anthony Perkins der neben einer mit Plakaten beklebten Litfaßsäule stehenden Ingrid Bergman, ganz spontan eben diese Frage stellt, als er dort die Ankündigung für ein Brahms Konzert liest. Die ungestüme Spontanität von Perkins' Figur wird dadurch abermals deutlich und Brahms begleitet musikalisch ohnehin den gesamten Film in den unterschiedlichsten Variationen. Es ist immer das „Poco Allegretto“, in seinem Arrangement an die entsprechende Begebenheit und Stimmung der jeweiligen Szene angepasst. Was den Film stets zusammenhält.
Ansonsten erzählt Litvak von Paula (Ingrid Bergman) und Roger (Yves Montand), die eine offene Beziehung führen und somit tun und lassen können, was sie wollen. Was natürlich verheerende Folgen hat. Roger ist Geschäftsmann und Lebemann (mit Betonung auf Lebemann!), der immer irgendwo auf Geschäftsreise ist und diverse Affären ans Land zieht, während Paula den 25-jährigen Philip (Anthony Perkins) kennenlernt, der sich sogleich an ihre Fersen heftet. Alle werden hier von ihren Gefühlen hin- und hergerissen. Roger balanciert waghalsig zwischen Paula und seinen flüchtigen Bettgeschichten und Paula selbst leidet unter dieser Untreue und ebenso unter dem großen Altersunterschied zwischen Philip und ihr. Eine Frau als Gefangene ihrer eigenen Unabhängigkeit. Und da gibt es eben noch den erwähnten Anthony Perkins, kurz nachdem er bei Hitchcock das Bates Motel führen durfte. Hier ein lebhafter, etwas impertinenter, aber ehrlicher Kerl, der sich nach der großen Liebe sehnt und dabei gegen Ingrid Bergmans knorrige Prinzipien stoßt. Die ewige Grande Dame Bergman bleibt eben selbst im romantischen Paris bis obenhin zugeknöpft und kann ihre endgültige Entscheidung bloß bereuen. Und Paris bleibt trotz tückischer Verwicklungen das romantischste Fleckchen auf diesem Planeten; dieses Mal in Schwarzweiß.

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