Curt Oertel & Hans Deppe (Deutschland, 1933)
Vor einiger Zeit noch irgendwo auf Sylt
unter einem Theodor-Storm-Straßenschild gestanden, dabei
zurückgedacht an die alte Schulzeit, als man sich mit der
Schimmelreiter-Thematik auseinandersetzen musste, ob man nun wollte
oder nicht, und da plötzlich: die Oertel&Deppe-Variante winkt
einem entgegen und das ist schön, weil die 80er-Verfilmungen nicht
so besonders waren, schlecht und unerträglich sogar, wenn die
Erinnerung nicht täuscht.
Doch wenn man bereits in den 30er
Jahren die Geschichte um den Deichgrafen Hauke Haiens filmisch
bebildert, dann wirkt das schon mal ein wenig authentischer, weil es
wenigstens zeitlich ein bisschen näher am Originalwerk ist, auch
wenn da immer noch ein halbes Jahrhundert dazwischenliegt.
Die Nordfriesen plagen sich seit Menschengedenken mit der
Naturgewalt des Meeres, die Deiche sollen sie schützen, wo sie doch
schon vor Alter zerkrümeln und der Boden schon längst von
Nagetieren untergraben wurde. Und Theodor Storm ergänzt alles durch
einen Spuk, das alte Pferdegerippe, das draußen im Sand und Nebel
herumliegt und im Aberglaube der Dorfbewohner zum Leben erwacht.
Hauke wird dann auch hinter seinem Rücken als Schimmelreiter
bezeichnet, sein Ross hat er vom Teufel, dessen sind sich die
Einheimischen ganz sicher.
Der Deichgraf ist aber vor allem ein Mann
der Wissenschaft, der bis tief in die Nacht an seinem neuen Deich
herumtüftelt und ihn schließlich auch unter strengem Kommando und
fester Überzeugung bauen lässt. Hauke ist eben ein disziplinierter
Führer, ein bisschen geheimnisvoll und dämonisch, der mit eisernem
Willen seine Ziele verfolgt und auch umsetzt; er hat nicht nur die
Leute in seiner Hand, sondern will vor allem auch gegen die Wogen des
Meeres ankämpfen. Ein heldenhafter Mann mit klarem Ziel vor Augen;
was bleibt einem anderes übrig, als wieder mal die alten Nazis zu
erwähnen, die hier kräftig Beifall geklatscht haben mussten; Hauke
ist ja auch ein Mann, der später sogar für sein "Volk" in
den Tod geht. Aber das ist alles unwichtig, wenn man die Bilder
sieht, und die sind wahrhaft groß; Himmel und Wasser dominieren
stets den Kamerablick, der Mensch bleibt winzig und unterlegen, auch
wenn es die Kamera öfters mal versteht, aus voller Nähe entlang der
vielen Dorfgesichter entlangzufahren, was irgendwie ungewöhnlich und
innovativ für die damalige Zeit gewesen sein muss. Optisch wird es
hier jedenfalls nie langweilig, auch wenn der Film mit dem wuchtigen
Finale deutlich abschwächt, weil die Tricktechnik noch in den
Kinderschuhen steckte und man das Naturphänomen des Sturmes nicht
als ein solches voll und ganz genießen kann.
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