4. Oktober 2012

DIE FLIEGE

David Cronenberg (USA, 1986)
Und dann kam ja noch Cronenbergs Fliege dazwischengeflogen, schon beinahe vergessen, habe es tatsächlich geschafft, diesen Film bisher nie zu sehen.
Die alte Fassung von Kurt Neumann ging mit dem Thema etwas anders um, hielt sich vielleicht mehr an die Vorlage, wer weiß. Bei Neumann jedenfalls geht der Teleportationsversuch des Wissenschaftlers Brundle natürlich auch in die Hose, weil sich im Zielgerät eine Fliege einnistet, doch führt das lediglich dazu (lediglich ist gut!), dass die Köpfe beider Lebewesen (Mensch und Fliege) ausgetauscht werden.
Cronenberg geht weiter: Brundle mutiert schrittweise ganzkörperlich zur selbsternannten Brundlefliege, weil die DNS beider Geschöpfe verschmilzt. Zunächst fühlt er sich wie neugeboren, weil ihm die Verwandlung übermenschliche Kräfte verleiht, doch nach und nach nimmt die Metamorphose monströse Züge an und da hat seine Freundin, die Journalistin Veronica (Geena Davis) natürlich auch keine Lust mehr auf Brundle in seiner neuen Erscheinung. Als wäre das schon nicht genug, ist sie auch noch von ihm schwanger, ein Grund besorgt zu sein und die Geschichte in neue Sphären zu lenken. Sie versucht sich immer mehr von Brundle zu distanzieren, der mit dem Menschsein kaum noch etwas zu tun hat, der Verwandlungsprozess geht immer weiter und der Film gipfelt in dem irrsinnigen Vorhaben, das Brudle-Monster, Veronica und ihr Ungeborenes zu einer gemeinsamen, neuen Lebensform zu verschmelzen, doch glücklicherweise bleibt uns das verwehrt. Der Film schmeißt uns die großen Fragen entgegen, über den Menschen, der mit seinen Experimenten zu weit geht, der Gott spielt, der sein Leben und sich selbst perfektionieren will, der in seinen Genen herumstochert, der in diesem Fall vor allem anders ist und von der Gesellschaft ausgestoßen wird. Gena Davis vergleicht das im Interview mit dem Mitleid, das man einem krebskranken Angehörigen entgegenbringt, ob man sich mit einer solchen "Last" noch abgeben will und wie man vor allem damit umgeht, wenn man von einem kranken Mann geschwängert wurde. Eine heikle Interpretation für eine Geschichte mit einem bereits dermaßen bitteren Nachgeschmack. Doof und verrückt ist das alles, aber in seiner 80er-Jahre-Muffigkeit recht unterhaltsam.

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