4. Oktober 2012

GEORGE HARRISON: LIVING IN THE MATERIAL WORLD

Martin Scorsese (USA, 2011)
Martin Scorsese hat ja mittlerweile reichlich Musik-Dokumentationen in seinem Gesamtwerk angesammelt, er holt sich dann auch gleich die ganz großen vor die Linse (The Band, Dylan, Stones, etc), bzw. sammelt historische Film-Schnippsel, schaufelt sie zusammen, recherchiert zusätzlich und fügt alles puzzleartig aneinander, bis am Ende tatsächlich wieder ein guter Scorsese-Film entsteht, der sogar oft so manch einen seiner Spielfilme in den Schatten stellt.
Sein George Harrison-Film kann sich da ohne Weiteres einreihen. Um die Beatles kommt man nicht drumherum, wozu auch, er war nun mal einer, der Fokus liegt trotzdem auf George, er ist ja neben Lennon vermutlich die farbenfrohste Figur unter den phantastischen Vier aus Liverpool, alleine seine lebenslangen, spirituellen Ausflüge und das Indien-Faible bietet reichlich Erzählstoff; er war ja schließlich einer der ersten, der diese beiden Welten vor allem musikalisch zusammenbrachte und sie auch in der europäischen bzw. westlichen Kultur gekonnt einzubringen verstand. Irgendwann dominiert zwar dieses Thema den gesamten Film, aber vermutlich dominierte es genauso Georges Leben. Man schmunzelt weil die Beatles unnachgiebig versuchen, in weiten Gewändern die totale Erleuchtung zu finden und in Tv-Talkshows über ihre Methoden der befreienden und bewusstseinserweiternden Gehirnakrobatik diskutieren. Das mit der Sitar hat Harrison ja dann doch wieder aufgegeben, trotz vieler Lehrstunden bei Großmeister Ravi Shankar; Harrison war am Ende eben doch ein Rockmusiker und ein Mann des Abendlandes. Interessant ist, dass der Mord an Lennon fast schon zur Nebensache wird, wohingegen der versuchte Mord an dem bereits an Krebs erkrankten Harrison in kleinsten Details von Olivia Harrison nacherzählt wird. Es geht hier eben um George und nicht um John.
Ringo, McCartney und Ono kommen natürlich auch oft zu Wort, der erste witzelt immer noch viel herum, kämpft aber dann doch mit den Tränen, als es um den endgültigen Abschied von seinem Bandkollegen und guten Freund geht.
Harrisons Solo-Karriere wird aufgerollt, Clapton erzählt wie er sich damals in die Ehefrau des Beatle-Gitarristen verguckte und irgendwann sitzen wir mit dem alten George Martin und Harrisons Sohnemann am Mischpult und entdecken bis dahin ungehörte Gitarrenspuren bei "Here come's the Sun". Solche Momente, oder auch die vielen George-mit-Ukulele-Szenen (er hat die Zwergengitarren scheinbar wirklich überallhin mitgeschleppt), machen das Gesamtpuzzle um so detailreicher und interessanter; schade bloß, dass der Film am Ende so düster im Nichts erlischt.

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