23. Oktober 2012

ALLES, WAS WIR GEBEN MUSSTEN

Mark Romanek (Großbritannien, 2010)
Mark Romanek scheint ja bisher vor allem ein fleißiger Musikvideo-Director zu sein, sonst gab's es noch "One Hour Photo" als akzeptablen Film.
Mit dieser Ishiguro-Verfilmung lässt er einen jedoch etwas kopfschüttelnd dastehen. Die Geschichte hat dabei so viel Potential: Carey Mulligan, Keira Knightley und Andrew Garfield stecken hier in einem englischen Internat, alles scheint erstmal normal zu sein, ein bisschen streng und muffig, wie das eben immer so ist, die ersten Liebeleien und Eifersüchteleien entwickeln sich, die Kids sind verträumte Seelen, die voller Spannung auf das Leben danach blicken. 
Und an dieser Stelle schleicht sich plötzlich das Drama hinein, das sogar Sci-Fi-Ausmaße annimmt: eine junge Lehrerin verrät nämlich den Schülern den eigentlichen Zweck des Internatsaufenthalts. Alle Kinder sind in Wirklichkeit Klone, denen das gleiche Schicksal bevorsteht: sie sollen zukünftig als Organspender dienen, eine eigene Zukunft haben sich nicht. Mit 18 verlassen sie das Internat und leben in sogenannten Cottages, in den umliegenden Orten, wo sie auf den Zeitpunkt ihrer Spende warten.
Die Tragödie und die Bedrohung sind also allgegenwärtig und doch nicht wirklich spürbar. Woran das wirklich liegen mag lässt sich auch schwer festmachen. Vielleicht an dem mangelnden Tatendrang der drei Figuren, denen zwar ihr vorprogrammiertes Schicksal große Kopfzerbrechen bereitet, es aber von ihnen zu offenkundig hingenommen wird, so dass sie lediglich mit traurigen Gesichtern durch die Gegend dackeln, statt aktiv etwas dagegen zu unternehmen. Größtes inhaltliches Manko ist der Aspekt der Gefangenschaft und Abhängigkeit, der mit dem Verlassen des Internats zunehmend verwässert wird, weil die Gefahr kaum noch personifiziert und greifbar ist. Der Film arbeitet mit so vielen Landschaftsaufnahmen und endlosen Weiten, dass man sich permanent fragt, warum die Drei nicht einfach weglaufen, wo sie sich doch eh frei bewegen können. Der weinerliche Off-Kommentar von Mulligan raubt der Geschichte schließlich den letzten Funken Geheimnis. Als würden dem Film selbst paar wichtige Organe fehlen.

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