23. Oktober 2012

TOTE TRAGEN KEINE KAROS

Carl Reiner (USA, 1982)
Diese Film Noir-Blödelei von Steve Martin und Carl Reiner (man muss beide in einem Zug nennen, weil Martin auch am Drehbuch beteiligt war), lief vor einiger Zeit im TV, machte mich neugierig in den wenigen gesehenen Szenen, weil man an so vieles zurückerinnert wird und jetzt zu großer Freude, bekommt man den Film tatsächlich hinterhergeschmissen.
Die Herzen beider Männer schlagen ganz eindeutig für den amerikanischen Kriminalfilm der 40er-Jahre, eine Hommage war also mehr als hinfällig, doch sie packen es mit Humor an und versammeln hier endlose Zitate aus jener Zeit, um an die alten Trenchcoat-Träger und hinterlistige Diven zu erinnern.
Der Plot ist mehr als wirr und verrückt, alles dreht sich hier letztendlich um Schimmelkäse und eine Horde Nazis als Übeltäter, die mal wieder die Weltherrschaft an sich reißen wollen. Doch bis sich dieser Fall überhaupt aufklärt und in gewohnter Film Noir-Manie in der Finalszene von Gut & Böse mit vielen Worten enträtselt wird, muss Steve Martin als Privatdetektiv erst mal hinter all den Schlamassel kommen, über Leichen stolpern, jeden Schwarzweiß-Winkel dieses Films nach Hinweisen absuchen (zumindest so tun) und mehrmals in den gleichen Arm angeschossen werden. An seiner Seite ist stets seine attraktive Klientin und die obligatorische Femme fatale Juliet (Rachel Ward, noch kurz vor den Dornenvögeln). Einer der Running Gags ist dann ihre Gabe, Pistolenkugeln aus seinen Wunden heraussaugen zu können.
Der Film wäre aber nicht dieser Film, wenn er nicht hauptsächlich von der Idee leben würde, seine Handlung durchgehend durch Original-Szenen alter Kriminal- und Film Noir-Klassiker zu zerstückeln. Oder besser gesagt: er wirkt sogar, als wäre die Geschichte auf diese Szenen angepasst worden, weil Steve Martin in cleveren Filmschnitten plötzlich mit Barbara Stanwyck, Ava Gardner, Burt Lancaster, Humphrey Bogart, Cary Grant, Ingrid Bergman und vielen anderen konfrontiert wird. Der Film ist in s/w gedreht, also fügt sich alles optisch gut zusammen; eine tiefe Verbeugung noch vor dem Dekor, dem Production Design und den Kostümbildern, die diese visuelle Einheit erst ermöglicht haben.
Klamauk bleibt es trotzdem. Der oft absurde Humor wirkt dann oft mehr kindlich aufdringlich als, dass er im Dienste einer gut durchdachten Satire stehen würde. Trotz optischer Raffinesse ein Werk, das sich rasch abnutzt, aber immerhin wieder Lust auf die Originale macht, vor denen er sich auf vergnügliche Weise vebeugt.

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