2. Mai 2013

BOARDWALK EMPIRE

Terence Winter, Martin Scorsese (USA, seit 2010)
Jeglicher Filmkonsum musste zur Zeit beiseite geräumt werden, um für Martin Scorseses und Terence Winters Hirngespinst Platz zu schaffen. Gemeint ist die amerikanische Serie "Boardwalk Empire", die während der Prohibitionszeit im Atlantic City der 20er Jahre angesiedelt ist, wo Bezirkskämmerer Nucky Thompson (ein sehr fabelhafter Steve Buscemi) mit korrupten Schmierereien die Stadt samt allen hohen Tieren um den Finger wickelt; wo viele von ihnen dann auch wegschauen, wenn die Flüsterkneipen in sämtlichen Seitengassen bis hin zu Luxusveranstaltungen vom Alkohol regelrecht überflutet werden.
Mord, Morde, noch mehr Morde, Schmuggel, Schwarzbrennerei, Erpressung, viel dickes Blut in allen Varianten, aber noch viel mehr Zwischenmenschliches, weil all die Schurken und zwiespältigen Gestalten schließlich auch entweder Familien haben, oder aber turbulente Affären und Beziehungen zu käuflichen Damen pflegen.
Die vielschichtigen Figuren häufen sich auch zunehmend an, vielleicht sogar in zu großen Mengen, weil man plötzlich vor einer langen Namensliste dasteht, die aber immerhin aus namhaften Kriminellen der damaligen Zeit zu bestehen scheint. All den finsteren Visagen in adretten Anzügen darf man bei ihren betrügerischen Machenschaften über die Schulter schauen und interessant ist dabei, beobachten zu dürfen, wie sich Übeltäter wie Al Capone oder Lucky Luciano zu Anfang noch in ihren jungfräulichen Panzerknacker-Stadium über dem Wasser halten, bevor sie zu gefürchteten Gangstern werden.
Die Flut an Gesichtern stört aber wenig, denn man kann (und will!) es ja bei Bedarf nochmal schauen und die Bilder, der Erzählfluss, sowie die visuelle Umsetzung fangen den Zuschauer ausreichend auf, um dieses kleine Universum, das vor Stilsicherheit nur so strotzt, mit Haut und Haaren verschlingen zu wollen.
Ich erspare mir jeden Versuch einer Inhaltsangabe, weil man sie mit dem bloßen Begriff der Prohibition am besten einkreisen kann. Von diesem einen Wort schlängeln sich sämtliche Handlungsstränge wie Seitenpfade in alle Himmelsrichtungen, und letztendlich geht es um den Menschen selbst, in all seinen Facetten, auf der Hintergrundkulisse des Amerika der 20er. Wer mehr wissen möchte, der kommt um diese Serie nicht herum.

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