14. Mai 2013

LOLA

Jacques Demy (Frankreich, 1961)
Die Nouvelle Vague-Veteranin Agnès Varda kümmert sich seit je her um das Vermächtnis ihres verstorbenen Ehemanns und Regie-Kollegen Jacques Demy, also sorgte sie auch dafür, dass sein "Lola" wieder restauriert und auf Vordermann gebracht wurde. Was dem Film jedoch in seiner Neuvertonung schon mal mehr Schaden zufügt als wirklich hilft, weil der faule E-Gitarren-Schnüffler-Jazz nicht so recht an den eingesetzten Stellen passen will. Eine deutsche Neu-Synchro ist dann ohnehin der endgültige Gnadenschuss, da die hölzernen Stimmen tonnenschwer auf dem alten Zelluloid lasten, anstatt mit den Figuren und den Bildern zu verschmelzen.
Aber die Geschichte um Lola (Anouk Aimée), die als Kabarettsängerin/Tänzerin in Nantes arbeitet, ist dennoch so schön fotografiert und erzählt, dass sie diese technische Verunstaltung halbwegs entschädigen kann. Lola wartet nämlich seit Langem, dass ihre große Liebe Michel wieder zurückkehrt, der sie vor Jahren sitzen ließ, als sie von ihm schwanger wurde. Eines Tages stolpert sie jedoch wortwörtlich über ihren alten Jugendfreund Roland (Marc Michel), der für Lola scheinbar immer noch etwas empfindet, und da gibt es noch den amerikanischen Matrosen Frankie, mit dem sie öfters ihr Bett teilt.
Der letztere hat zwar nicht die zentrale Bedeutung für die Geschichte, führt aber dennoch zu einer der schönsten und ungewöhnlichsten Sequenzen, nämlich als er der jugendlichen Cécile (Annie Dupéroux) begegnet, während er ihr unabsichtlich in einem Zeitschriftenladen den letzten Comic vor der Nase wegkauft, ihn ihr aber bereitwillig schenkt und diese Tat zu einer kurzen Freundschaft führt, wie sie eigentlich nicht sein darf, weil der Altersunterschied viel zu groß ist und Céciles Mama deswegen zu Hause tobt. Doch der Matrose muss ohnehin wieder seinen Fuß aufs nächste Schiff Richtung Amerika setzen und jenes Gefahrpotential verpulvert in einem unschuldigen Traum. 
Was mit der kleinen Cécile passiert, ähnelt vielleicht auch Lolas flüchtigen und unerfüllten Bekanntschaften und die Kamera in Demys Film schwebt federleicht und mit großer Eleganz über diesen kleinen, unglückseligen Schicksalsschlägen.

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