29. Mai 2013

SONG FOR MARION

Paul Andrew Williams  (Großbritannien, 2012)
Fast schon wieder zwei Wochen her, dieser kleine Film. Wirklich ein kleiner Film, weil er vorbeiflatterte wie ein winziges Frühlingslüftchen. So was würde man sich vielleicht auch kaum anschauen, wenn nicht zwei der britischen Filmlegenden dabeigewesen wären, die der Regisseur themengerecht wiederreanimiert hat. Da wären Terence Stamp (immer noch charmant auf die alten Tage) und die gute alte Vanessa Redgrave, bei der man sich wirklich ernsthaft fragt, ob man sie wirklich seit Jahrzehnten nicht mehr auf der Leinwand gesehen hat, oder ob eine filmische Abwesenheit doch bloß eingebildet ist und sie einfach nur gut für die Rolle der Marion hergerichtet wurde.
Stamp als Arthur ist der Prototyp des mürrischen, alten Mannes, der zunächst nur mit großer Skepsis die Leidenschaft seiner Ehefrau Marion teilen kann. Sie ist aktives Mitglied eines christlichen Chors und beitreibt das mit großem Enthusiasmus, was schließlich sogar zu ihrem Lebensantrieb wird, als sie im Verlauf der Geschichte an Krebs erkrankt.
Marion weiß, dass ihre Zeit verrinnt, findet sich aber damit ab, ganz im Gegensatz zu ihrem Mann, der sich fürsorglich um sie kümmert.
Da wird der Film auch furchtbar tragisch, wenn man den beiden in ihrer häuslichen Gemütlichkeit zusehen darf und er ihr sagt, dass er nicht möchte, dass sie geht, während die beiden auf der Couch sitzen und die Kamera langsam davonfährt und der 72jährige jeden gemeinsamen Moment mit seiner Frau hilflos an sich reißt.
Als Marion dann tatsächlich und vor allem sehr früh stirbt, hat man mit dieser plötzlichen Wende beinahe so viel zu verarbeiten wie Terence Stamp während der restlichen Spielzeit, aber dadurch verfällt der Film wenigstens nicht in zermürbende Krankheitsstudien, wie sie eigentlich nur Haneke gekonnt meistern kann, sondern schubst Marions Witwer ins Zentrum, damit er sich nicht zunehmend in die Einsamkeit zurückzieht. Er soll stattdessen lieber von der jungen Chorleiterin Elizabeth (Gemma Artenon) auf die Beine gestellt werden, in dem sie ihn selbst zum Singen überreden kann. Arthur blüht wieder neu auf, bzw. erkennt zumindest, wie er sich in der Zusammenarbeit mit dem Chor seiner verstorbenen Ehefrau nähern kann und schließlich auch das titelgebende Lied für Marion singt.
Ein kleiner Film bleibt er aber weiterhin, weil er oftmals unentschlossen und genreübergreifend zwischen Drama und klamaukigem Rentner-Humor umherpendelt und sich im finalen Höhepunkt in bester Hollywood-Manie verfängt.

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