16. Mai 2013

DER PLÖTZLICHE REICHTUM DER ARMEN LEUTE VON KOMBACH

Volker Schlöndorff  (Deutschland, 1971)
Der junge Schlöndorff hier auf einer Wanderung durch seine hessische Heimat. Für die auf wahren Fakten basierende Geschichte, die sich in Mittelhessen des 19. Jahrhunderts zugetragen haben soll, mussten verschiedene Orte aus dieser Umgebung als Hintergrundkulisse herhalten.
Hier also sein damaliger Beitrag zum Neuen Deutschen Film, den man aber ohne Weiteres zum Historienfilm dazuzählen kann, weil Hessen hier noch im archaischen 1822 steckengeblieben ist, wo eine handvoll verarmter Bauern und Tagelöhner mehrmals hartnäckig versuchen, eine Kutsche mit Steuergeldern zu überfallen, die jeden Monat durch die Wälder nach Gießen unterwegs ist.
Die Versuche scheitern jedoch an schlechter Organisation, an der Furcht vor zusätzlicher Eskorte, sowie auch daran, dass sich die "Räuber" beim weiteren Versuch im Nebel verlaufen und man dann kaum noch glauben kann, als der Raubüberfall eines Tages doch noch gelingt.
Dieser komödiantisch-satirische Unterton verläuft sich dann aber nicht nur im dichten Waldnebel, sondern führt geradewegs zu einer tragischen Wende, weil Schlöndorff zeigt, wie die Dorfleute mit ihrem plötzlichen Reichtum überfordert sind und der verschwenderische Lebensstil sie als Verdächtige an die Gesetzeshüter ausliefert, bis sie schließlich mit dem Halse in der Schlinge landen.
Letztendlich ist es nicht anderes als eine traurige Ballade von der Habgier des Menschen, der nicht bloß seine Grundbedürfnisse stillen will, sondern sich an seinem plötzlichen Reichtum übersättigt, weil er ihn auf kindlich-naive Weise zur persönlichen Bereicherung nutzt. Schlöndorff erzählt nüchtern, gar mit lakonischem Humor versehen, und die Fontane'schen Bilder könnten vielleicht auch jemanden wie Haneke zu seinem "weißen Band" inspiriert haben. Selbst Fassbinder ist in einem kurzen Auftritt zu sehen, wie er als gemeiner Bauer mit einer toten Ente herumwedelt. Margarethe von Trotta darf auch nicht fehlen und so ergänzt sich diese illustre Runde des Neuen Deutschen Films.

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