6. Januar 2013

SEARCHING FOR SUGAR MAN

Malik Bendjelloul (Schweden, Großbritannien, 2012)
Sixto Rodriguez steckt definitiv (und leider) immer noch in den musikalischen Nischen, wo er von einem großen Geheimnis umschlossen wird, weil seit Jahrzehnten so wenig Information über ihn durchsickert, was seine Persönlichkeit aber um so interessanter und mysteriöser erscheinen lässt. Seine beiden einzigen Alben "Cold Fact" und "Coming from Reality" lagerten schon immer wie Blei in den Plattenläden. Keiner interessierte sich jemals für den amerikanischen Singer/Songwriter, und das obwohl diese simplen und doch originellen Songs in ihrer Einfachheit und Ehrlichkeit mitten ins Ohr & Herz treffen müssten. 
Was sie auch taten, nur eben in einer ganz anderen Ecke unseres Erdballs: in seiner Heimat blieb der Erfolg völlig aus, so dass sich Rodriguez schließlich als einfacher Arbeiter aus dem Geschäft zurückzog, ohne zu wissen, dass er gleichzeitig in Südafrika zu einer Musiklegende von Elvis-Größe heranwuchs und auf dem schwarzen Kontinent mehr Platten als die Rolling Stones verkaufte. Grund dafür müssen vor allem auch seine Texte sein, die seine Musik zur Hintergrundkulisse der Anti-Apartheidsbewegung verwandelten.
Von all dem bekam Rodriguez jedoch nichts mit und was nach seinem Rückzug geschehen ist, bleibt ein noch viel größeres Rätsel, dem zwei Fans schließlich auf die Spur kommen wollen, um irrsinnige Legenden aus dem Weg zu räumen, etwa wie sich der Künstler nach seinem letzten Konzert selbst in Brand gesteckt haben soll. Die Suche ist lang und beschwerlich, denn ein grundlegendes Problem stellt bereits der echte Name des Songwriters dar, der auf seiner ersten Platte bereits mit mehreren Namensvariationen den Fan verunsicherte.
Um sich auf den Film einzulassen muss man nicht mal Rodriguez Freund und Kenner sein, denn das Projekt gleicht eher einem Thriller oder Krimi, als einer gewöhnlichen Musikdokumentation, Rodriguez' Songs begleiten stets die vielfältige Bilderwelt aus Orten, Zeitzeugen, Fotocollagen und  kurzen Animationen. Dass daraus überhaupt ein Film entstehen konnte gleicht einem Wunder, wo doch so wenig Material vorhanden ist. Was die beiden Fans dann schließlich finden, muss leider verschwiegen werden, aber gewiss kann ein neues Rodriguez-Kapitel aufgeschlagen werden und hoffentlich schafft es der Film, Rodriguez' Musik hinauszutragen, wo sie bisher nicht angelangt ist. Und weit hat ja der Wind bisher nicht geweht. Malik Bendjelloul bringt mit seinem Werk hoffentlich was ins Rollen, aber es gibt noch jenseits dieser filmischen Verbeugung viel zu tun.

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