15. Januar 2013

PERSONA

Ingmar Bergman (Schweden, 1966)
Der Winter weht momentan eh schon eisig kalt durch jeden Fensterspalt, da macht ein Bergman-Film kaum noch etwas aus. Nach all der Überflutung an schlechten, mittelmäßigen, aber auch guten Filmen, muss man hin und wieder nach den großen Meistern zurückgreifen, damit sie einen stets daran erinnern, wo das Herz und Verstand des Kinos sei je her beherbergt werden.
Mit einem Film wie "Persona" betritt man trotz mehrerer gesehener guter Filme eine völlig andere Welt; die Messlatte wird plötzlich angehoben, so viel Gesehenes wirkt beinahe lächerlich.
An den Inhalt erinnern wir uns noch: zuerst gibt es die berühmte Aneinanderreihung unterschiedlicher Einzelbilder und Aufnahmen; ein Experiment als Prolog. Für Bergman selbst ist das ein persönliches Gedicht, über das wir uns seit Jahrzehnten den Kopf zerbrechen dürfen.
Nach der Einleitung (natürlich mit Bezügen und Verweisen zur Gesamtgeschichte) folgt die eigentliche Handlung um die Krankenschwester Alma (Bibi Andersson) und ihre Patientin Elisabet Vogler (Liv Ullmann), eine Bühnenschauspielerin, die während einer Aufführung beschließt nicht mehr zu sprechen. Dann die Annäherungsversuche der Krankenschwester an das Innere ihrer Patientin und schließlich der Versuch einer Therapie am entlegenen Sommerhaus am Meer, wo die beiden Frauen auf sich allein gestellt sind. Elisabet schweigt und hört zu, Alma redet unentwegt über ihr eigenes Leben, bis sie sich in der Patientin selbst wiederfindet; Selbstreflektion ist hier ganz großgeschrieben. Alma schenkt der stummen Frau immer mehr Vertrauen, nur um festzustellen, dass sich diese in Briefen über sie lustig macht. Der Racheakt folgt in Form von bewusst ausgelegten Glasscherben, in die Elisabet hineintritt. Irgendwann eskaliert das Geschehen und führt zu der Schlüsselszene, in der Alma die Schauspielerin mit einem Topf kochendem Wasser bedroht und diese als Reflex zum ersten Mal den Mund aufmacht und um Verschonung bittet.
Und irgendwann verschmelzen diese beiden prägnanten Gesichter von Ullmann und Andersson zu einer einzigen Form; Sven Nykvist, der Bergman'sche Hauskameramann hat wieder beide Hände voll zu tun. Und wir noch viel mehr, weil Antworten bei Bergman unter Verschluss gehalten werden. Der Epilog bäumt sich dann auch noch mal auf, in ähnlicher Form wie die Anfangsbilder, wenn der Sohn das langsam erlöschende Bild seiner Mutter berührt.

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