6. Januar 2013

BEASTS OF THE SOUTHERN WILD

Benh Zeitlin (USA, 2012)
Mit dem immer häufigeren Einsatz von Handkameras sollte man scheinbar endlich Frieden schließen; man muss sie dulden, sie akzeptieren, sich auf sie einlassen. Die ewig wackeligen Bilder streben nach Realismus und dokumentarischer Nähe, das Ergebnis gipfelt aber oft im Manierismus und einer unnötigen Aufdringlichkeit technischer Stilmittel.
Benh Zeitlin ist ein völlig neuer Mann am filmischen Horizont und er beugt sich gleich mit aller Beharrlichkeit diesem visuellen Konzept. Die Kamera schwenkt, wackelt, zittert und zuckt in diesen ohnehin schon so optisch unruhigen Sümpfen Louisianas, bzw. dem Ort Bathtub, der aus Müll und Dreck zu bestehen scheint, wo die Einheimischen von der restlichen Welt abgeschnitten leben. Es ist zunächst nicht einfach, sich darauf einzulassen; glücklicherweise entweicht diese Hektik dem Film irgendwann, auch wenn er sich niemals vollständig davon erholen kann. 
Die 6jährige Hushpuppy ist unsere kleine Heldin, die ohne Mutter aufwächst, sondern bei ihrem Vater Wink, einem an einer ernsthaften Herzerkrankung leidenden Fischer, der seine Tochter stets bewusst mit der Härte des Lebens konfrontiert, da er sein Schicksal kennt und das kleine Mädchen fürs Überleben abhärten möchte. Doch das ist scheinbar noch zu wenig Drama, weil die Bewohner zusätzlich noch einen harten Kampf mit der aufkommenden Klimakatastrophe auszufechten haben, als bei einem Sturm die Sumpfsiedlungen überflutet werden und die meisten Behausungen in den Wassermassen verschwinden.
Hushpuppy und ihr Vater kämpfen weiter, gegen die Krankheit, den Hunger, die Lebensumstände, die nicht existente Mutter, gegen die längst ausgestorbenen Auerochsen (trick-technisch wunderbar umgesetzt!) und vor allem gegen die Tränen, die sich immer wieder in ihren Augen ansammeln. Man soll hart bleiben, niemals weinen, doch irgendwann kullern die Tränen doch noch.
Der Film durchlebt Verwüstungen von unterschiedlicher Form und Ausmaßen, er spült den Dreck von einer Seite zur anderen und nur Weniges wird von den ewigen Schlammschichten befreit. Ein Frieden kann dann doch noch im finalen, traditionellen Brauch vielleicht nicht geschlossen, aber wenigstens angedeutet werden.
Ein schwerer Südstaaten-Existentialismus, der sicherlich die Geister von Hurrikan Katrina wieder wachruft. Wie mag wohl das ursprüngliche Theaterstück dazu aussehen, auf dem Benh Zeitlins Film basiert?

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