17. Juli 2011

In Tomanien spricht man Tomanisch

Chaplins größter Film „Der große Diktator“ (USA, 1940) ist eh schon todgequatscht, man kann sich nur noch wiederholen. Trotzdem ist es immer gut, die ewigen Monumente vom Grünzeug zu befreien, deswegen erinnere ich hier an einen ganz bestimmten Aspekt dieses Filmes, nämlich die tomanische Sprache; eine Art Grammelot, den Chaplin alias Anton Hynkel in diesem Film spricht. Tomanisch ist eine haarsträubende Mixtur aus Deutsch und Englisch, bei deren Verständnisversuchen man stets auf der Strecke bleibt, die jedoch hin und wieder echte deutsche Begriffe einschleust, die den Witz und die satirische Intention zusätzlich hervorheben.
Wenn der Diktator vom Podium zum Volk spricht, tauchen in dem unverständlichen Kauderwelsch Begriffe auf wie: „Wiener Schnitzel“, „Sauerkraut“, „Blitzkrieg“, „straff“, „Leberwurst“, „Stolz“, „Katzenjammer“, sowie das Kunstwort "Schtonk", das Helmut Dietl in den 90er Jahren für seinen Film als Titel verwendete.
Der Wahnsinn geht aber weiter und parodiert ebenso Namen von Orten sowie den führenden Nazi-Haufen. Schließlich ist Tomanisch die Sprache, die man in Tomanien (Anspielung auf „Germania“, sowie "Ptomain" = Leichengift) spricht. Italien heißt bei Chaplin "Bakteria", Österreich "Osterlitsch", aus Rom wurde "Aroma" und Salzburg mutierte zu "Bretzelberg". Adolf Hitler heißt "Anton Hynkel", Benito Mussolini "Benzino Napolon", Hermann Göring wurde zu "Feldmarschall Herin" und Dr. Joseph Goebbels zu "Dr. Gorbitsch" (US-engl. garbage = Müll).
Die Frage aller Fragen ist aber ob wohl Hitler über all das auch so köstlich lachen konnte; schließlich gibt es Nachweise dafür, dass er Chaplins Film zweimal für eine private Vorführung angefordert hatte. Wie viel Spielzeit er dabei durchhielt, oder ob er ihn sogar bis zum Ende gesehen hat, bleibt leider ein ewiges Geheimnis.

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