5. Juni 2011

EXIT THROUGH THE GIFT SHOP

Banksy (Großbritannien, 2010)
Vor ab: der mysteriöse Banksy legt hier einen Film vor, der sich vordergründig um den Franzosen Thierry Guetta alias Mr. Brainwash dreht, und weniger um den britischen Streetartist selbst. Dadurch gewinnt der Film eine variable Themen-Gewichtung , weil man immer noch selbst entscheiden kann, ob es nicht letztendlich doch ein Film über Banksy ist, in dem er gerade durch seine phantomartiges Versteckspielen charakterisiert wird; erst die Abwesenheit von Banksy macht ihn als Künstler gegenwärtig.
Thierry Guetta ist hingegen erstmal ein Freak mit Kamera, der am liebsten jeden Augenblick seines Lebens auf Tape festhalten möchte, anschließend die Streetart-Szene von L.A. entdeckt und sich dieser als Filmreporter anschließt, wodurch es irgendwann zu der lang erhofften Begegnung mit Banksy kommt. Thierry darf in seine Welt reinschnuppern, versagt aber schließlich, als er das gedrehte Material zu einem Streetart-Film zusammen schneiden soll: Banksy beschreibt das Endprodukt des Franzosen als das eines psychisch Kranken, der im Filmbereich völlig talentfrei ist. Er rät ihm, lieber selbst einen Schritt als Streetartist zu wagen, und so kommt es zu einer krassen Wendung, wenn Thierry (nun Mr. Brainwash) den Rat befolgt und sich kopfüber in eigene kreative Ideen stürzt und diese beinahe in einem industriell angelegten Imperium umsetzt. Das ganze erinnert an eine große Fabrik mit einem Sack voller Mitarbeiter, die alle zusammen auf eine große Ausstellung hinarbeiten. Banksy wird wieder zum Schattenmann im Hintergrund, der den verrückten Franzosen zwar unterstützt, aber eher die Funktion eines geisterhaften Übervaters bekommt, der indirekt über das Projekt wacht. Durch diese Metamorphose des Mr. Brainwash ist der Film deshalb selbst für keine großen Kenner der Streetart dennoch ein fesselndes Erlebnis. Und Banksy? Der bleibt weiterhin ein Geheimnis. Zum Glück.

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