17. Februar 2011

BAD BOY BUBBY

Rolf de Heer (Australien, 1993)
Der 35jährige Bubby wird von seiner Mutter in einem wohnlich-spartanisch eingerichteten Keller großgezogen, bzw. gefangen gehalten, völlig abgeschnitten von der Außenwelt. Denn draußen erwartet ihn der Erstickungstod durch Giftgase, wie ihm die Mutter einredet, die jedes Mal eine Gasmaske anzieht, wenn sie den schäbigen Keller verlässt.
Das ist diese Kaspar Hauser-Geschichte, die wir in den letzten Jahren schon mehrmals in den Medien mitverfolgen mussten, mit dem Unterschied dass dieser Film darauf hindeutet, dass es draußen nicht unbedingt besser oder einfacher ist.
Und eben diese Zeichnung beider Welten wird dem Film schnell zum Verhängnis. Angefangen damit, dass die erste Konfrontation mit der Außenwelt (Bubbys Vater klopft eines Tages an die Tür), übertrieben grotesk ausfällt, was den etwas satirisch-surrealen Unterton des Films verrät, in dem Bubbys restliche Reise weitererzählt wird.
Die Realität da draußen besteht aus Menschen, die in den meisten Fällen versuchen dem kindlichen Protagonisten entgegenzukommen; die ihn nicht zwangläufig von vorn herein als Freak ausgrenzen. Er bekommt eine neue Chance in dieser neuen Welt, sei es als Frontmann einer Band oder gar in der Beziehung zur Behindertenbetreuerin Angel. Außerdem scheint er durch seine Andersartigkeit als einziger in der Lage zu sein, mit geistig behinderten Menschen direkt zu kommunizieren. Muss man also selbst verrückt sein, um mit „Verrückten“ reden zu können?
Kritisieren könnte man diese Entwicklung, in so fern, als dass sie die beklemmend realistische Gefangenschaft der Anfangsszenen verharmlost. Der Held passt sich später weniger seinem Umfeld an, sondern das Umfeld passt sich eher ihm an. Das führt zu einer fast disneyhaften Verniedlichung eines Trottels, der zum Sympathieträger wird.
Vermutlich wird man als Zuschauer eher auf den richtigen Weg geführt, wenn man akzeptiert, dass „Bad Boy Bubby“ die anfängliche Gefangenschaft lediglich dazu braucht, um darauf hinzudeuten, dass draußen ganz andere Gefahren lauern, vor denen die Mutter ihren Sohn aber auf inakzeptable Weise schützen wollte.
Ein Film über zwei Welten, die zu einer werden, und was passieren kann, wenn man eine Tür 35 Jahre zu spät öffnet.

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