16. Februar 2011

NACHTASYL

Akira Kurosawa (Japan, 1957)
Kurosawa hatte schon immer das Händchen für filmische Umsetzungen bekannter Theaterstücke; vor allem hatte er das Talent, die Themen in die ihm vertraute japanische Kulturgegend zu verfrachten, ohne dass der wahre Geist der Dramen auf der Strecke bleibt.Hier wieder ein Beweis: Seine Version von „Nachtsasyl“ nach dem gleichnamigen Theaterstück von Maxim Gorki. Zusammengepfercht hausen mehrere gescheiterte Figuren in einem heruntergekommenen Schuppen und warten auf die Erlösung durch den Tod.
Wie einen verwelkten Blumenstrauß stellt Kurosawa aus Huren, ehemaligen Samurais, versoffenen Schauspielern, Handwerkern und Dieben sein Ensemble zusammen. Toshiro Mifune (als Sutekichi, der Dieb) darf selbstverständlich nicht fehlen.
Den Plot der Handlung bildet ein alter Mann, der eines Tages auch in diesem Nachtasyl Unterschlupf findet. Ein lebensfroher, buddhistischer Priester, der für jeden der Einwohner ein offenes Ohr hat. Zuerst ist er für sie bloß ein ulkiger, alter Mann, doch schon bald werden die Herzen geöffnet, persönliche Geschichten und Probleme aufgetischt.
Der Alte hat immer eine passende Antwort parat, scheint diesen Leuten neue Perspektiven zu eröffnen, Türen zu neuen Wegen aufzustoßen. Doch eben weil die Figuren mit seiner Hilfe aus dieser besinnungslosen Lethargie erwachen, ist ihr Handeln nicht mehr zu kontrollieren und sie betreten viel zu leichtfertig die falschen Pfade, was zu einer Katastrophe führt. 
Der Film wirkt manchmal etwas zu lang; sicherlich lässt sich das gleiche kompakter und ebenso intensiv erzählen. Vielleicht ist man als Kurosawa-Zuschauer aber einfach nur vielseitigere Locations gewohnt als die bühnenhaften Elendschuppen. Was wiederum heißt: Respekt vor der Inszenierung und Respekt vor den vielseitigen Darstellern.

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