20. November 2013

SCHANDE

Anna Maria Monticelli  (Australien, Südafrika, 2008)
Coetzee-Verfilmung mit John Malkovich in der Hauptrolle; so etwas muss nicht unbedingt schlecht sein. Malkovich schlüpft hier in die Figur des Professors Lurie an der Universität in Kapstadt, der eines Tages seine Studentin verführt. Die Sache gelangt an die Öffentlichkeit, Lurie verliert seinen Job, lässt sich bisheriges Leben hinter sich und reist zu seiner Tochter (Jessica Haines), die abgeschiedenen auf einer Art Farm lebt und eine Hundepension betreibt. Der erhoffte Neuanfang wird für Lurie jedoch schnell zunichte gemacht, als er mit seiner Tochter von drei Jungen Männern überfallen wird. Sie wird vergewaltigt, während er niedergeschlagen, weggesperrt, mit Brennspiritus übergossen und in Brand gesetzt wird und den Rest des Filmes die Spuren der Misshandlung mit sich tragen darf.
Malkovich ist von nun an ein zerlumptes Wrack mit Verband am Kopf und zerfetztem Gesicht. Der alte Stolz des Professors ist verschwunden und mit großer Mühe versucht er seine Tochter davon abzuhalten, auf die Farm zurückzukehren und das gleiche Leben weiterzuführen, also wäre nie etwas geschehen. Damit sich der erzählerische Kreis schließt, kommt in ihm der Gedanke einer Versöhnung mit der Familie der von ihm verführten Studentin, worauf er zu ihnen reist, um sich für seine Tat zu entschuldigen.
Kein schlechter Film, diese J.M. Coetzee-Verfilmung, sogar ein ziemlich guter, weil er sich mit leisen Landschaftsaufnahmen heranschleicht und mit noch leiserem Erzählstil brilliert. So haben die Gewaltszenen genug Freiraum, um durch kleine, verstörende Akzente im Gedächtnis zu bleiben. Denn die Kunst bleibt hier, den subjektiven Blick zu bewahren, mehr anzudeuten und ungezeigt zu lassen, um als Zuschauer stets an Malkovichs Seite zu verharren. Wenn er eingesperrt in der Toilette hockt und man bloß hört, aber nicht sieht, wie die Bande draußen die Hunde seiner Tochter erschießt, dann ergänzt man die entsprechenden Bilder bloß hilflos im Kopf. Und so ein Zuschauer-bezogener, narrativer Freiraum ist ein filmischer Segen.

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