25. November 2013

exground Filmfest 26

15.11.13 – 24.11.13, Wiesbaden
Zum diesjährigen Wiesbadener Filmfest kann ich mich leider nur kurz und bündig äußern. So gut wie nichts gesehen, bzw. sehen können, weil mal wieder die spannendsten Sachen zu den unmenschlichsten Uhrzeiten liefen. Der technische Ärger bei der Vorführung von "Morning Star", der zu einer nervenaufreibenden Verzögerung und schließlich zum frühzeitigen Verlassen des Kinos führte, beeinflusste dermaßen alle weitere Festival-Entscheidungen, dass man leider dazu gezwungen wurde, alles andere, das man sich vorgenommen hatte, in diesem Jahr komplett zu streichen.
Dieses Mal gab es deswegen nur drei Filme, davon aber zwei, die sich auf jeden Fall sehen lassen können.
"Morning Star" (von Sophie Blondy) vergessen wir lieber gleich wieder, da wie erwähnt, nicht mal zur Hälfte konsumiert, was eigentlich auch kein großer cineastischer Verlust ist, da der Film selbst bis dahin ziemlich fragwürdig bis ungenießbar ausfiel.

Widmen wir uns lieber gleich den guten Filmen: Zum einen "Workers" von José Luis Valle, der in zwei Parallelhandlungen die Geschichte zweier Arbeiter erzählt. Da ist Rafael, angestellt als Putzkraft in einer Glühbirnenfabrik, der direkt vor seinem Renteneintritt steht, wegen bürokratischem Wirrwarr jedoch nicht in Rente gehen darf und als Racheakt auf unterschiedlichen Wegen die Arbeit sabotiert.
Und dann gibt es Lidia, Haushälterin bei einer knorrigen, an den Rollstuhl gefesselten Grand Dame mit viel Kohle in der Tasche und einem verwöhnten Köter, dem sie nach ihrem Tod ihr gesamtes Vermögen vermacht. Der Hund muss also von den hinterbliebenen Hausangestellten unbemerkt aus dem Weg geräumt werden; nur so kommen sie an das Erbe heran.
Einer von den Filmen, die sich die erzählerische Langsamkeit zu Nutze macht, gepaart mit einem lakonischen Humor
à la Andersson oder Kaurismäki. Böse, nahe am Leben und trocken wie altes Brot. Guter Film.

Danach kann man schon direkt zu meinem persönlichen Festivalabschluss übergehen, nämlich "Shirley - Visions of Reality" von Gustav Deutsch, der auf den Gemälden von Edward Hopper basiert. Deutsch nutzt die Bilder nicht nur als Hintergrundkulisse, sondern stellt sie in einen narrativen und gesellschaftlichen Kontext. Er erschafft eigene Geschichten, leitet sie mit historischen Radiodurchsagen ein und interpretiert und erweitert Hoppers Gemälde auf eigene Weise, um eine Geschichte zu erzählen.
Ein beinahe, rein visueller Film, denn stärker lassen sich Bilder (sowohl die filmischen als auch die gemalten) kaum in den Vordergrund stellen. Ähnliche Versuche gab es ja schon, etwa bei Kurosawa und seiner VanGogh-Episode aus "Kurosawas Träume", aber nicht so technisch raffiniert umgesetzt und so nahe am Gemalten wie bei Gustav Deutsch.
Ein unbedingt sehenswertes Zusammenspiel aus Licht und Schatten, Farben und Formen und sparsamen Bewegungen. Man könnte ihm lediglich eine schleppende, inhaltliche Entwicklung vorwerfen, bzw. einen Plot, der sich zu sehr um sich selbst dreht.

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