5. Juni 2012

LET'S GET LOST

Bruce Weber (USA, 1988)
Ob etwa sonst ein Film über Chet Baker dem Portrait von Bruce Weber das Wasser reichen kann? Einer solchen Frage muss man eigentlich kein Fragezeichen hinterherschieben, denn eindringlicher kann man sich seinem Thema wohl kaum noch nähern. Der Film legt keinen Wert auf strickte Chronologie, oder auf das banale Nacherzählen wichtigster Lebensdaten, denn der Regisseur packt sein Thema anders an: es ist zuallererst eine Impression in wundervoll stilisierten Bildern; ein Wirrwarr aus Menschen, Orten, Eindrücken, aus dem Chet Baker immer wieder hervortaucht. Der gealterte Mann mit Trompete und faltigem Gesicht. Das Genie und Naturtalent, mehrfacher Vater und Junkie. 
Weggefährten kommen zu Wort, verbitterte Ex-Frauen und schließlich der Meister selbst, der gebeutelte Held, erzählt von sich, von den anderen und von seinen kreativen Errungenschaften. Die berühmte Anekdote um die Schlägerei, bei der Baker die meisten Zähne ausgeschlagen bekam und mit Mühe und Not seine Musikerkarriere weiterführen konnte, wird natürlich auch nicht ausgelassen und je nach Person unterschiedlich wiedergegeben. 
Ein dicht zusammengesetztes Schwarzweiß-Mosaik, durchgehend mit Bakers Musik untermalt, bei dem der Protagonist auch an seinen sensiblen Punkten angefasst wird. 
Noch im gleichen Jahr verstarb dieser große Musiker, als er im Drogenrausch aus dem Fenster eines Amsterdamer Hotels fiel. Die Pariser Jazzclubs verstummten an diesem Abend.

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