26. Juni 2012

GRIZZLY MAN

Werner Herzog (USA, 2005)
Der mit dem Bären tanzte. Weniger Herzog selbst als sein Protagonist, denn unser lieber Werner musste für diesen Dokumentarfilm nicht so viel Eigenschweiß vergeuden, sondern schöpfte das Archiv des exzentrischen Tierschützers Timothy Treadwell, der alleine in die amerikanische Wildnis mit der Kamera loszog, um das Leben der dort lebenden Bären zu dokumentieren und mit den gefährlichen Tieren Eins zu werden. Die Intention dahinter ganz simpel angedacht: die (menschliche) Aufmerksamkeit auf die gefährdeten Bären zu lenken.
Mehr braucht der Film auch gar nicht, weil Treadwell ein Freak war, der stets eine interessante Hauptfigur des Filmes bleibt; ein Mann über den man schmunzeln oder staunen mag, der immerhin ein großes Unterhaltungspotenzial hatte, wenn auch seine Methoden und Ansichten weitgehend fragwürdig erscheinen.
Denn Treadwell betonte immer wieder, dass er die Bären unbedingt schützen müsse; man fragt sich bloß, wie er mit bloßer Anwesenheit, liebkosenden Blicken und den ewigen "I love you!"-Zurufen etwas derartiges erreichen wollte. Das große Paradox besteht vor allem darin, dass Treadwell immer unauffindbar für die Behörden bleiben wollte und bei einer direkten Konfrontation zwischen Bär und Mensch das Geschehen versteckt im Busch beobachtete, ohne direkt eingreifen zu können.
Es ist eben der Traum eines Abenteurers, der durchgehend damit beschäftigt war, seine Spuren zu verwischen und über die menschliche Zivilisation zu fluchen. Treadwells Bären-Projekt ist vielleicht auch eine Reinwaschung von der eigenen Vergangenheit (Alkoholismus, falsches soziales Umfeld), von dem eigenen Versagen als Mensch; letztendlich also eine egozentrische Odyssee durch Mutter Natur.
Am Ende blieb von Treadwell nicht viel übrig, als er schließlich doch noch von einem der Bären angegriffen und gefressen wurde. Damit untermauert der Film nur noch das Gefahrpotenzial dieser Tiere, das man als Zuschauer mehr als nur erahnt hat. Alle Verniedlichungsversuche von Treadwell verlieren vollkommen an Bedeutung, aber gerade diesen Widersprüchen haben wir einen interessanten Herzog-Film zu verdanken.


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