27. Juni 2012

DIE EHE DER MARIA BRAUN

Rainer Werner Fassbinder (Deutschland, 1979)
Irgendwann musste man auch diesen Film endlich nachholen, der doch Fassbinders größter Kassenschlager war. Er gehört vor allem zu jenen Filmen, die so wunderbar beweisen, wie vielseitig Fassbinder nicht nur in seiner Themenwahl, sondern in seiner formalen Umsetzung war, wie er sich an seine Vorbilder anlehnte (hier Douglas Sirk) und wie facettenreich seine Filmsprache sein konnte.
Hanna Schygulla ist hier die Maria Braun, das Wirtschaftswunder auf zwei Beinen im zerbombten Deutschland der 40er Jahre, ein Land, das sich langsam wieder erholte. Sie ist eine Frau, die sich mit beiden Ellenbogen durchkämpft, das Leben am Schopfe packt, stets nach vorne blickt. Eine von denen, die direkt nach dem Krieg über Leichen gingen, um den erträumten Wohlstand zu erlangen. Eine moderne, wandlungsfähige Frau, die Karriere bei einem Industriellen macht, der gleichzeitig ihr Liebhaber ist, während ihr Ehemann im Gefängnis sitzt, weil er die Schuld auf sich nahm, als Maria beim Eifersuchtskampf den afroamerikanischen GI tötete, mit dem sie ebenfalls zuvor eine Beziehung führte, als ihr Mann an der Front kämpfte.
Alles ziemlich wirr und komplex, doch kein Problem für eine starke Frauenfigur wie die der Maria; das muss dem deutschen Publikum imponiert haben, auch wenn der Charakter gleichzeitig einen großen Schatten wirft, weil sie so eiskalt und eigennützig handelt. Schygulla trägt das alles mit großer Leichtigkeit; man muss ihr nicht beim Schauspielern zusehen, sondern unterbewusst wahrnehmen, dass sie es stets fertig bringt, die Handlung in einem wohltuenden Gleichgewicht aufrecht zu erhalten.

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