21. Juni 2012

DER MÜDE TOD

Fritz Lang (Deutschland, 1921)
Wurde im Wiesbadener Caligari mit Klavierbegleitung aufgeführt und wenn man grob recherchiert, scheint es sich dabei (verglichen mit anderen F.Lang-Filmen) um einen recht seltenen Leckerbissen zu handeln.
Hier also seine Geschichte über den Tod; man fühlt sich zuerst eher wie bei Murnau, wenn man den schwarz gekleideten Sensemann (ohne Sense) in der tristen Landschaft die Kutsche besteigen sieht. Ein Pendant zu Nosferatu, meint man, doch es wird alles anders, Fritz Lang ist ein Mann großer Gesten, der scheinbar jeden Film zu einem aufwändigen Riesenspektakel aufblasen musste.
Der Tod also raubt Körper und Seele eines jungen Mannes, wobei es schon hier unklar ist, weshalb der gesund wirkende Frischvermählte überhaupt sterben muss. Seine Frau folgt dem Tod weil sie natürlich ihren über alles geliebten Mann zurück haben möchte. Der Tod ist seines bitteren Jobs völlig überdrüssig und möchte der verzweifelten Frau ihren Herzenswunsch erfüllen, unter der Bedienung, sie müsste eins von drei Menschenleben retten, deren Lebenslichter allmählich verlöschen.
Hier vorführt Fritz Lang einen Spagat in drei unterschiedliche Episoden (orientalisch, venezianisch und chinesisch... hätten in der Livemusik-Begleitung noch differenzierter untermalt sein können), in denen sich die junge Frau jeweils als Lebensretterin erweisen muss, jedoch überall scheitert, so dass alle Lebenskerzen schließlich erlöschen. Doch der Tod ist umgänglich und lässt mit sich reden, die Frau bekommt ihre letzte Chance und muss ihm als Tausch für ihren Mann ein anderen Leben bringen. Das führt letztendlich zu einer überraschenden Endlösung mit einer märchenhaften Moral, so dass sich der Kreis endlich schließen darf.
Lange Rede, kurzer Sinn, denn die Handlung ist doch vielschichtiger als gedacht, mit nostalgischen Spezialeffekten, nicht immer logischen Handlungsabläufen und amüsanten Anschlussfehlern, aber es ist vor allem ein wirklich hübscher Film, halb Märchen, halb Horror, der Tod in der Variante des gelangweilten und resignierten Arbeiter im Dienste Gottes. Fritz Langs Œuvre wuchert bestimmt über, vor lauter solcher kleinen Schätze.

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