19. Juni 2012

TOD AUF DEM NIL

John Guillermin (Großbritannien, 1978)
Peter Ustinovs Paraderolle des gemütlichen Detektiv Poirot mit Safari-Hut auf dem Kopf, dessen Auge nichts entgeht und wie er den Mord an der wohlhabenden Lady Ridgeway aufklären soll, die während einer Dampferfahrt auf dem Nil ums Leben kommt. Alle sitzen sie im gleichen Boot, alle haben ein Motiv, alle hoch verdächtig, nur Poirot nicht; klare Rollenverteilung, was ein bisschen schade ist.
David Niven ist auch an Bord, der Mann, der in jedem Film den Anschein erweckt, einen Eisenstab verschlungen zu haben. Hier darf er sich ein wenig lockern und sogar eine sich windende Giftschlange tödlich aufspießen.
Mia Farrow ist seit Rosemary positioniert und muss immer den Freak mimen. Jane Birkin darf man zuerst nur in einer Nebenrolle bestaunen, später bläht sie sich aber zunehmend zu einer wichtigen Figur auf.
Die Tatwaffe landet im muffigen Fluss, wird aber wieder herausgefischt. Der Nil fließt immer weiter, der Dampfer und die Geschichte ebenso, doch leider bleibt sie manchmal etwas stecken, statt von wilden Strömen mitgerissen zu werden: ja, man könnte dem Film Längen vorwerfen,  unnötige Handlungsstränge, oder den zu großen Fokus auf die Vorgeschichte einzelner Charaktere, bevor endlich der erste Schuss fällt.
Man kann auch kaum etwas erzählen, ohne die Handlung zu enthüllen; es ist nun mal ein Krimi und ein herrlich altmodischer noch dazu.
Es ist dennoch der Klassiker der Kreuzworträtsel-Schnüffler-Filme. Das große Ensemble-Kammerspiel auf dem Dampfer. Star-Kino auf dem Nil. Ein tückisches Verwirrspiel, eine idyllische Mörderjagd über Wasser und Land. Vor allem ein Krimi, der nicht bloß in seiner Geschwätzigkeit die Rationalisten unter uns anspricht, sondern einer, der gerne vieles in Bildern und Szenen zeigt, bzw. die unterschiedlichen Abläufe der Morde in seiner Variationsvielfalt nachspielt. Das ist aufregend, gemütlich, aber auch erstaunlich klassisch und mit einem kräftig zwinkerndem Auge.

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