13. Juni 2012

HÄNDLER DER VIER JAHRESZEITEN

Rainer Werner Fassbinder (Deutschland, 1972)
Große Fassbinder-Retro auf arte. Man wird plötzlich zurückerinnert, wie wichtig Fassbinders Filme sind, wenn man Hans Hirschmüller wieder mal mit seinem Obst-Karren durch die Münchner Hinterhöfe ziehen sieht. Es ist seine Lebensgeschichte und Sozialstudie zugleich, weil die hier von ihm verkörperte Figur des Hans Epp in allen Lebenslagen gebeutelt wird. Autoritäres Elternhaus, Ärger mit Frauen, die Flucht zur Fremdenlegion, berufliche und familiäre Probleme, Ansehen, Status, Erkrankung und Fall. Alles vor der Kulisse des deutschen Wirtschaftswunder der 50er.
Fassbinder verarbeitet hier Persönliches, lehnt die Figuren seinen Familienangehörigen an und besetzt sie mit seinem gewohnten Clan: Neben Irm Hermann (Epps Ehefrau) wie immer Hanna Schygulla, Kurt Raab und El Hedi ben Salem als marokkanischer Quäler mit Peitsche.
An jedem Fenster erwartet man den ängstlich-neugierig blickenden, deutschen Nachkriegsspießer, der in seiner muffigen Wohnung hockt und nicht so richtig weiß, wohin mit sich. Der Film nüchtern und kühl, streng komponiert, artifiziell und doch so realitätsnah. Macht vor allem wieder Lust auf mehr von Bösemann Rainer.

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