9. Juni 2012

FREAKS

Tod Browning (USA, 1932)
Tod Brownings Ballade um die Zirkus-Welt und deren niederträchtigen Intrigen, bei der eine Vielzahl an körperlich Behinderten mitgespielt haben, ist ein recht widersprüchliches Werk. Einerseits im Horror-Genre verankert und doch als Gesellschafts-/Randgruppen-Drama angedacht. Doch die Ode an Gleichberechtigung und Menschlichkeit klingt bitter, denn am Ende sind die Freaks eben doch nur Freaks, die man im Zirkuszelt zuknoten möchte. Schuld an diesem bedenklichen Vorurteil sind natürlich Regisseur und Drehbuchautor selbst, weil sie diese Leute nun mal einer solchen Darstellung zuordnen; für Mitleid bleibt da kaum noch Platz. Die anfängliche Vorstellung der Figuren raubt schon so viel Spielzeit, dass man sie vor allem als entstellte Kuriositäten wahrnimmt, die sich am Ende auflehnen und blutige Rache nehmen. Sind eben auch nur Menschen; sicherlich liegt hier die Moral.
Originell ist das dennoch und hinterlässt auch Spuren, weil heutzutage vermutlich keiner mehr so einen Film drehen würde/könnte. Und es ist auch sehr atmosphärisch, wenn etwa die verkrüppelten Artisten bewaffnet, bei Nacht und Unwetter zu ihrem Racheopfer herankriechen, der auf dem schlammigen Zirkusboden umzingelt wurde.
Wo Fellini stets eine Verbeugung vor dem Zirkus machte, um ihn in den Glanz einer eigenen künstlerischen Form zu rücken, da nutzt Browning für seine Zwecke gerade die finstere Schattenseite jener Artisten-Welt.

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