5. September 2011

MIDNIGHT IN PARIS

Woody Allen (USA, 2011) 
 Erstmal aufatmen: Woodys letzter Film hat doch nichts mit seinem "Purple Rose of Cairo" zu tun. Irgendwie schien diese Fiktion/Wirklichkeit-Thematik seines alten Filmes nicht weit entfernt zu sein von der Zeitreise seiner neuen Pariser Geschichte. Es liegen aber doch Meilen dazwischen und so haben wir hier die erfrischendste Woody-Geschichte seit langem. "Midnight in Paris" gehört nicht zur Woody-Oberliga, basiert aber zumindest auf einer individuellen Grundidee, die das übliche Großstadt-Neurotiker-Motiv attraktiv ausbaut und die Bahn in eine ungewohnte Richtung lenkt.
Woody hat mal wieder einen neuen Stellvertreter für sich selbst auserwählt; diesmal Owen Wilson. Ein Grund, das schlimmste zu befürchten, doch der Hauptdarsteller, der sonst meistens für mittelmäßige Klamaukfilme bekannt ist, erweist sich als eine recht angenehme Wahl.
Woody schickt den Amerikaner nach Paris; einen verträumten Drehbuchautor mit der permanenten Sehnsucht, in einer längst vergangenen Zeit leben zu wollen. Seine Verlobte (Rachel McAdams) ist viel zu bodenständig und zu praktisch veranlagt, um diese Träume mit ihm teilen zu können. Owen Wilson kapselt sich ab, geht fremd, zuerst mit dem nächtlichen Paris dann mit einer Vielzahl an längst verstorbener Künstler und Schriftsteller, die er während der immer wieder kehrender Zeitreisen trifft, und schließlich mit einer verführerischen Marion Cotillard, auch eine Frau aus der Vergangenheit, die mit dem damaligen Künstlerkreis verkehrt und ein ähnliches Faible für die Vergangenheit hegt.
Woody eröffnet seinen Film mit einer Aneinanderreihung von Paris-Impressionen. Orte die man gesehen haben muss, irgendwo zwischen Postkartenaufnahmen und touristischen Klischees. Das ist so banal, dass es wieder schön ist. Von Anfang an weiß man: das wird ein Film eines gemütlichen, in die Jahre gekommenen Regisseurs sein. Einer, der niemandem etwas beweisen muss, dem man vieles verzeiht und der es vielleicht nie nötig hatte, ein wahres filmisches Meisterwerk anzustreben. Man sollte ihn eh besser am Gesamtwerk beurteilen. Jeder weitere Film ist ein unabwendbarer Pinselstrich.

1 Kommentar:

Verena hat gesagt…

Danke für diesen wunderbaren Filmkommentar - so harre ich gespannt dem, was am morgigen Abend in der Kinovorstellung auf mich warten mag!