22. September 2011

DER MIETER

Roman Polanski (Frankreich, 1976)
Nichts ist so schön, wie alte Schatztruhen aufzubrechen und festzustellen, dass der Inhalt immer noch nicht vom Staub bedeckt ist. Auf diese Weise wurde mit großer Freude Polanskis Topor-Verfilmung geborgen und erneut gesichtet.
Polanskis Lieblingsthema des in sich selbst eingeschlossenen Menschen, der nicht nur in seinen eigenen vier Wänden mit sich selbst zu kämpfen hat, sondern sich auch mit lästigen Mitmenschen abplagen muss. (siehe "Ekel", "Rosemarys Baby" oder auch "Wenn Katelbach kommt"). Polanski selbst in der Rolle des Mieters (deutsche Synchronstimme vom jungen Westernhagen), der eine Pariser Wohnung bezieht und sich von anderen Hausbewohnern dazu gedrängt fühlt, in die Rolle der Vormieterin zu schlüpfen, die in der gleichen Wohnung Selbstmord beging.
Selten gab es einen Filmcharakter, der durch Wahnvorstellungen eine dermaßen stürmische Metamorphose durchlebt, die zum Verlust der eigenen Identität führt: vom scheuen Angestellten Trelkovsky bis zur totalen Identifikation mit der exzentrischen Simone Choule.
Isabelle Adjani (damals wieder mal eine Neuentdeckung des Regisseurs) erscheint hier als Kumpelfrau, ein leiser Hoffnungsschimmer, der den Mieter von seinem Weg in den Abgrund weglocken könnte, doch am Ende nichts weiter ist, als ein weiteres Hindernis, welches überrollt wird, um der Katharsis des Finales doch noch näher zu kommen.
Ganz großes Kino, voller ungelöster Rätsel.

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