23. Februar 2014

DIE LETZTEN TAGE DER EMMA BLANK

Alex van Warmerdam  (Niederlande, 2009)
Vorab: Der Mann, der früher unverwechselbare Filme wie "Noorderlinger" drehte und letztens in "Ober" diesen eigenwilligen Stil zu verlieren drohte, konnte sich seine Handschrift in "Emma Blank" wieder zurückholen. Oder kurz gesagt: Endlich wieder etwas Fieses vom fiesen van Warmerdam.
Dieses Mal reduziert er sein Setting auf ein abgelegenes Landhaus. Im Making Of sieht man, wie das Bauwerk aus dem Nichts für den Film errichtet und später wieder eingerissen wurde. Ein Handlungsort als künstlich aufgebaute Illusion, die später in der Realität spurlos beseitigt wird. Auch die Niederlande können eine Traumfabrik sein.
Emma Blank ist krank, soll bald sterben und wird von ihren Bediensteten umsorgt, die bedingungslos ihren Befehlen folgen, egal ob Köchin, Hausmädchen, Diener oder Knecht; alle fügen sich ihrer ehrfürchtigen Autorität und gehen ihren oft absurden Forderungen nach. Sie lassen sich sogar oft erniedrigen, wie etwa Theo (Alex van Warmerdam höchstpersönlich!), der rund um die Uhr in die Rolle eines Hundes schlüpfen muss. Das kann in seiner Absurdität witzig sein, wird aber irgendwann plump-vulgär, wenn man den Regisseur das x-te menschliche Beine bespringen sieht. Jedenfalls gehorcht erstmal jeder seiner Herrin und macht jeden Irrsinn mit. Man steht ja schließlich im Testament und möchte sein Erbe nicht gefährden. Doch wenn genug ist, ist genug: Man lässt sich nicht mehr alles gefallen und die Verhältnisse im Haus ändern sich schlagartig bis zum bitterbösen Ausklang.
Alex van Warmerdam zeigt, wie weit der habgierige Mensch geht, bevor doch noch der gesunde Verstand einsetzt, weil man plötzlich an seine eigene Würde denkt. Und der Regisseur hat immer noch das Talent, seine schwarzhumorigen, gar lakonischen Figuren nicht bis zur endgültigen Charikatur zu überzeichnen. Sein Kino ist nicht mehr so frisch und unverbraucht wie vor Jahren, aber er bleibt trotzdem der Meister der wortkargen Groteske.

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