12. Februar 2014

DIE WAND

Julian Pölsler  (Österreich, Deutschland, 2012)
Martina Gedeck im Kampf mit der Natur, mit der Zivilisation und natürlich mit sich selbst. Sie reist mit einem Paar zu einer entlegenen Jagdhütte in den österreichischen Bergen. Das Paar macht sich noch am gleichen Abend auf den Weg ins Dorf und kommt nie wieder zurück und Gedeck muss am nächsten Tag feststellen, dass ihr Territorium, in dem sie sich frei bewegen kann, durch eine unsichtbare Wand begrenzt ist. An jedem Ort, wo Menschen, bzw. die Zivilisation als Rettung in greifbarer Nähe sind, wird ihr Weg durch die durchsichtige Mauer versperrt, alles Menschliche dahinter wirkt wie zeitlich festgefroren, bleibt entrückt und unerreichbar. Unsere Heldin hat zunächst nur ihren Hund als Begleiter, mit der Zeit kann sie noch weitere (Haus)Tiere als Kameraden dazugewinnen.
Pölslers Verfilmung des Marlen Haushofer Romans hinterlässt zwar eine ähnliche beklemmende Leere wie das Buch, aber bei der filmischen Variante wird man noch unruhiger, weil man es nicht glauben möchte, wie Mensch sich mit seiner Situation einfach abfindet, ohne etwas an seiner ausweglosen Lage ändern zu wollen. Die Landschaftsaufnahmen sind großartig, von einer melancholischen, alles überragenden Gigantomanie, wie man sie ähnlich bei Werner Herzog finden kann, dennoch sehnt man sich nach einem Ausbruchsversuch, wenigstens nach einem geschmissenen Stein, der an der unsichtbaren Wand abprallen würde, oder nach der Bemühung, den genauen Verlauf und Umfang der Mauer nachforschen zu wollen. Doch dafür scheint es schon zu spät zu sein; Gedecks Figur ist schon längst abgestumpft, die Isolation macht aus ihr eine Jägerin mit bäuerlichem Selbsterhaltungstrieb.
Pölsler springt zeitlich hin und her, lässt Gedeck in der Jetztzeit tagebuchartige Aufzeichnungen führen, mit denen die unterschiedlichen Zeitebenen begleitet werden; Seelenleben aus dem Off, der sicherste Weg. Frau Gedeck ist gut und der Film im Grunde auch. Bedrückend, einengend und dämmrig trüb. Bloß vermisst man am Ende doch noch irgendwas; keine Erklärungen oder Antworten, aber doch etwas raffinierteres als restlos vollgeschriebene Zettel, die den Film langsam, sanft und sicher wieder ausklingen lassen.

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