23. Februar 2014

AMERICAN HUSTLE

David O. Russell  (USA, 2013)
Um "American Hustle" fällt es sehr schwer, einen Bogen zu machen; so eine breitgefächerte Werbekampagne erleben sonst nur die herrschsüchtigen Blockbuster. Er schafft es sogar, entlegene Kleinstadt-Bahnhöfe mit Filmplakaten zu verzieren.
Im Mittelpunkt das Gaunerpärchen Irving Rosenfeld (Christian Bale) und Sydney Prosser (Amy Adams), die sich wie Aasgeier auf ihre Opfer stürzen, welche sich in finanziellen Notlagen befinden und mit betrügerischen Kredits die Geldbeutel leergeräumt bekommen. Die beiden Partner werden jedoch schnell überführt und das Blatt wendet sich, bzw. FBI-Agenten Richie DiMaso (Bradley Cooper) zwingt die beiden, einen unausweichlichen Deal einzugehen, bei dem hohe Tiere aus der Politik wegen Bestechlichkeit eingesackt werden sollen.
David O. Russell erzählt in Form eines übergroßen, vielschichtigen Film-Mosaiks, das gekonnt mit Musik jener Zeit ergänzt wird. Es ist ein Konstrukt aus bunter Hektik, stilistischer Prahlerei, maßloser Coolheit & Überzeichnung der 70er Ära; ein komplexes Geflecht aus Maskerade, Egozentrik, Habgier und kriminellen Seitenwegen, aber auch ein Film, der sich immer wieder von seinem Tumult zu erholen weiß, wenn er sich seinen Figuren und ihren persönlichen Dramen widmet. Selbst dann brodelt es in ihm wie in einem Vulkan und irgendwann bricht er dann auch aus, explodiert, rüttelt an seinen Charakteren, die wie theatralisch vermummt erscheinen, weil Russel jemand ist, der seine Darsteller entgegen ihrem festgefahrenen Image besetzt. Deswegen Christian Bale mit fettem Bierbauch und angeklebten Haaren und deswegen ein Robert De Niro als schmieriger Mafioso, bei dem man zweimal hinschauen muss; eine Nebenrolle mit Cameo-Neigung.
Und wo wir schon bei De Niro sind: David O. Russel scheint sich für sein jüngstes Werk gerne bei Scorsese bedient zu haben, erinnert vor allem sehr an Martys 90er-Jahre-Gangster-Epen wie "Goodfellas" und "Casino", weil man bei "American Hustle" ebenfalls mit einem Off-Erzähler zugedröhnt wird, dass einem schwindlig wird, aber ohne dass man kotzen müsste, weil er nicht bloß die Bilder stützt, sondern die Erzählstruktur erweitert.
Trotz seines aufgeblasenen Erscheinungsbildes (denn zum hochnäsigen Film-Giganten wurde er ja hochgehievt), bleibt "American Hustle" ein wirklich guter Streifen mit Köpfchen und eine respektvolle Verbeugung vorm Gangster-Genre im Ensemble-Film-Format.

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