23. Februar 2014

BLAU IST EINE WARME FARBE

Abdellatif Kechiche  (Frankreich, 2013)
Abdellatif Kechiche heißt der Regisseur, sein Film dafür im Original "La vie d’Adèle", man braucht sich dieses Mal also nicht den Kopf zu zerbrechen, was hinter "Blau ist eine warme Farbe" alles symbolisch stecken könnte. Wir haben hier dennoch einen deutschen Verleihtitel, der ausnahmsweise sogar individueller als der ursprüngliche ist.
Die Geschichte ist schnell erzählt bzw. zusammengefasst, bloß Kechiche braucht dafür satte drei Stunden Spielzeit; mit Sicherheit einer der gedehntesten Filme der letzten Dekaden. Denn im Grunde ist es so: Adèle (Adèle Exarchopoulos), 17 Jahre alt, Schülerin, macht eine schlechte bzw. nicht erfüllende Erfahrungen mit einem Jungen, doch bevor es so weitergeht wie bei Ozons "Jung und schön", wo sich die Heldin für gekaufte Liebe anbietet, fühlt sich Adèle zu der etwas älteren Kunststudentin Emma (Léa Seydoux) hingezogen. Zu diesem Anlass stellt der Regisseur seine Kamera auch gerne mehrmals im Schlafzimmer auf. Damit wird nicht nur ein filmisch selten gezeigter, gleichgeschlechtlicher Liebesakt beinahe akribisch analysiert, sondern einige der wohl intensivsten Liebesszenen festgehalten.
Bekanntschaft, Affäre, Beziehung, Enttäuschung, Seitensprung, Eifersucht, Eskalation, Abschluss, getrennter Weg, Versöhnung. Alle Phasen zum Thema Liebe, nur dass sich der Regisseur hier für alle Etappen reichlich Zeit nimmt. Liebesdrama im Zeitlupentempo; eine detailbesessene Erzählweise, die dem Film sicherlich zu seinem Erfolg verhalf. Ob die Gefühlsebene dann doch überstrapaziert wird, darüber könnte man sich unter Umständen Gedanken machen. Tränen fließen hier literweise, verweinte Gesichter und verrotzte Nasen beherrschen die Leinwand; die erste Liebe ist eben eine ernste Sache. Ein solches psychologisches Gefühls-Epos muss man dennoch erstmal hinbekommen.

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