5. März 2012

STROMBOLI

Roberto Rossellini (Italien, 1950)
Anfang der 50er Jahre kehrte Ingrid Bergman Hollywood den Rücken zu, nach dem sie einige Filme des italienischen Neorealismus-Meisters Roberto Rossellini gesehen hatte. Beide machten während ihrer ersten gemeinsamen Film-Arbeit die italienische Vulkan-Insel Stromboli unsicher; ganz zu Begeisterung der Einwohner, die sich durch die aufregenden Dreharbeiten (und nicht zuletzt durch die noch viel aufregendere Ingrid Bergman!) bis heute gerne an diesen hohen Besuch auf ihrer Insel zurückerinnern.
Bergman spielt eine Litauerin, die im Flüchtlingslager kurz nach dem zweiten Weltkrieg einen aus Stromboli abstammenden Fischer kennenlernt. Beide heiraten um das Lager verlassen zu können und ziehen gemeinsam in das Dorf auf der kargen Insel.
Sie, eine verwöhnte Schönheit, die einen völlig anderen Lebensstandard gewohnt ist, kann sich mit ihrem neuen Heim und Umfeld schwer anfreunden.
Die Insel wird bei Rossellini nicht zum Sinnbild für ein idyllisches Paradies, sondern zu einem psychischen Gefängnis für eine moderne Frau, die mit der Eigenart der Dörfler nicht umgehen kann, genauso wenig wie die Einwohner mit ihr als exotische Fremde und potenzielles Objekt der Begierde. Vergeblich versucht sie sich beim Dorfpfarrer auszuweinen, denn bei ihrem Ehemann, der zwar ein herzensguter Mensch, aber letztendlich in ihren Augen ein tölpelhafter Bauer ist, stößt sie bloß auf Unverständnis.
Unvergesslich bleiben die aufwändigen Szenen vom Thunfischfang der Fischer, und am Ende bricht natürlich der Vulkan aus; pathetische Holzhammer-Symbolik, aber trotzdem zeitlos schön. Mehr ein Musen-Film als Realismus, denn die überwältigende und Landschaft wirkt durchgehend wie eine bedrohliche Kulisse, die Bergman auf kokette Art zum Glänzen bringen soll.
William Dieterle drehte 1 Jahr früher "Vulcano" mit Anna Magnani, bei dem ich mich grade ernsthaft frage, ob er inhaltlich nicht sehr ähnlich war. Vielleicht ist das ein Zeichen, auch diesen Film wieder herauszufischen, oder aber nach langer Neorealismus-Abstinenz, sich grundsätzlich wieder mit dieser Filmgattung zu beschäftigen.

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