6. März 2012

DER MANN, DER ZU VIEL WUSSTE

Alfred Hitchcock (USA, 1934)
Hitchcock musste von dieser Thematik so begeistert gewesen sein, dass er im Abstand von 22 Jahren den Stoff gleich zweimal verfilmt hat, um vielleicht die Fehler von früher auszuglätten. Das Remake mit James Steward und Doris Day wurde zwar viel populärer, doch das Original aus den 30ern sollte nicht unerwähnt bleiben, zumal ihn der bloße Vergleich sehenswert macht.
Der wesentliche Unterschied ist, dass Hitchcock in der ersten Version die Handlung in St. Moritz ins Rollen bringt; in der neueren Fassung passiert der erste Plotpoint in Marokko.
Was uns in der 50er-Jahre-Version zusätzlich verwehrt bleibt, ist die Figur des sadistischen Zahnarztes, die im alten Film einen eigentümlichen Charme entwickelt. Man muss einfach schmunzeln: der Zweikampf auf dem Behandlungsstuhl zwischen unserem Protagonisten und dem Arzt, bei dem es dem Familienvater gelingt, den Gegner unter Narkose zu setzen, ist für jemanden wie Hitchcock dermaßen fragwürdig inszeniert, dass man den Film wegen einer solchen Trash-Entgleisung einfach gern haben muss.
Später gibt es dann die berühmte Szene beim Konzert in der Royal Albert Hall, wo während des Becken-Schlags ein Schuss fallen soll.
Anschließend liegt die erzählerische Gewichtung auf der Schießerei zwischen Polizei und der Verbrecherbande (Peter Lorre, ein unglaublich cooler Bösewicht!) und wirkt in seinem Aufwand fast schon wie der Aufstand im Warschauer Ghetto.
Cooler Hitchcock, aber die Neuverfilmung ist auch verständlich.

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