19. März 2012

BAMBULE

Eberhard Itzenplitz (Deutschland, 1969)
Bevor Ulrike Meinhof mit der RAF im Untergrund verschwand, steuerte sie noch das Drehbuch für dieses äußerst ansehnliche Fernsehspiel. Der Film gelangte jedoch erst Jahrzehnte später auf die deutschen Bildschirme, weil sich Frau Meinhof zur Entstehungszeit als Andreas Baaders Sympathisantin und Komplizin unbeliebt mache.
Porträtiert werden schwer erziehbare Mädels mit krimineller Vergangenheit, die in einem geschlossenen Mädchenheim in West-Berlin sitzen. Tickende Zeitbomben, die immer nur rebellieren wollen, aber ihre Ziele nicht klar definieren können, was eben ihre Schwäche darstellt und selbst im kollektiven Bambule nicht viel ausrichten kann.
Zwei von ihnen brechen schon am Anfang aus; eine wird gleich geschnappt, die andere kann sich bei Verwandten und Freunden verstecken, aber eben nur verstecken, ohne gültigen Ausweis und in der ständigen Angst entlarvt zu werden, bis sie schließlich den Druck nicht mehr standhält und sich selbst der Polizei stellt, um erneut im Heim zu landen.
"Bambule" zerrt an autoritären Erziehungsmethoden und tritt sogar der Kirche auf den Saum, denn hoffnungslose Fälle werden ins Kloster abgeschoben, wo man jedoch auch nicht erwünscht ist, wenn man den Nonnen mit frechem Mundwerk entgegentritt oder Anzeichen von Homosexualität an den Tag bringt.
Schauspielerisch liegt der Film irgendwo zwischen solide, fragwürdig und theatralisch, macht ihn aber durch seine realitätsnahe, ungeschmückte Darbietung zu einem naiven aber einfallsreichen Seherlebnis.

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