14. März 2012

CARRIE

Brian De Palma (USA, 1976)
Die Geschichte um die junge Carrie, die durch ihre religiös-fanatische Mutter ein völlig verzerrtes Weltbild aufgedrängt bekommt, hat in gewisser Weise Parallelen zu der Figur, die Sissy Sapcek auch in Robert Altmans "Drei Frauen" verkörperte. Auch dort ist sie eine schüchternes, verklemmtes Mauerblümchen, das eine komplette Wandlung durchläuft, bloß endet das in "Carrie" mit einem apokalyptischen Szenario, wo sich die Protagonistin, die als Sündenbock und Witzfigur hin und her geschubst wird, mit ihren thelekinetischen Fähigkeiten in einem dämonischen Rachefeldzug an ihren Peinigern rächt.
Der junge John Travolta hatte hier auch seine Paraderolle als Highschool-Badboy, der das Schwein schlachtet und den mit Blut gefüllten Eimer in der Veranstaltungshalle des Schul-Abschlussballs schmuggelt. Was danach passiert ist Filmgeschichte und ein radikaler, genre-übergreifender Bruch, der nach dem Teenager-Film und Mutter/Tochter-Konflikt das Horror-Genre wie im Bilderbuch entfaltet. Die jungfräuliche Duschszene am Anfang, die zu Carries Monatsblutung führt, gipfelt im blutigen Höhepunkt des Finales. Eine junge Frau, der man beim Reifungsprozess Hürden in den Weg stellte, und die voller Zorn zurückschlägt.
Entweder nicht gewusst, vergessen oder eher doch verdrängt, dass De Palmas Film eine Stephen King-Verfilmung ist. Dieser Fakt hebt in auf dem Qualitätspodest noch etwas höher, weil es scheinbar doch möglich ist, aus Kings fragwürdigen Geschichten einen vernünftigen Film zu machen. (Kubricks Ausnahmeleistung auf diesem Gebiet müssen wir nicht mehr erwähnen).

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