8. März 2012

ICH KÄMPFE UM DICH

Alfred Hitchcock (USA, 1945)
Und wieder mal spannende Zutaten aus der Hitchcock-Küche: Ingrid Bergman, Gregory Peck, Sigmund Freud, Salvador Dalí schwimmen gemeinsam in einer Suppe, oder doch eher in der Welt des Wahnsinns, in der sich Traum und Wirklichkeit vermischen und wo ein renommierter Psychiater (Peck) an Gedächtnisschwund leidet bzw. eine Mordtat verdrängt und die junge Ärztin (Bergman), ihm aus dem Schlamassel helfen möchte. Doch die Liebe schleicht sich dazwischen, wie könnte es anders sein.
Der Suspence-Meister lenkt noch eindeutiger als sonst seinen Blick auf die Psyche der Figuren; Ingmar Bergman hätte das vermutlich noch eindringlicher inszeniert, bei Hitchcock ist es nichts als ein Auslöser für eine kriminelle Tat, die menschliche Analyse und die des Mordes.
Der Film besticht vor allem durch die von Dali gestaltete Traumsequenz; man bekommt noch mal seine surreale Welt und Symbolik im gewohnten Stil serviert, bloß in Schwarzweiß.
Ansonsten gilt es Gregory Pecks schauderhaftes Geheimnis zu entlüften, etwas was in ihm tief verborgen schlummert und auf ein dramatisches Ereignis aus vergangener Zeit hindeutet. Er bekommt Panikattacken beim Anblick der Farbe Weiß in Verbindung mit dunklen Linien. Da kann natürlich nur Frau Bergman helfen, die mit dem gebeutelten Schönling in die Fußstapfen seiner eigenen Vergangenheit tritt, um seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.
Hitchcock behandelte gerne und häufig das Thema des falschen Verdächtigten, der nur selbst von seiner Unschuld weiß. Hier tappt aber selbst der Beschuldigte völlig im Dunkeln, kennt seinen Namen nicht, weiß nicht, ob er überhaupt etwas verbrochen hat.
Pecks Spiel ist überzogen, wenn er mal wieder einen Anfall bekommt, und der obligatorische Hitchcock-Trash-Moment, über den man sich köstlich amüsieren kann, äußert sich hier in der Skifahrt-Szene von Bergman und Peck, mit rasanter Rückprojektion und unrealistischem Verhalten der beiden.
Ein spannender Augenschmaus voller charmanter Staubschicht.

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